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Ärztemangel: Professoren fordern Rückzahlung bei Teilzeitarbeit

Zwei emeritierte Professoren der Universität Zürich schlagen eine kontroverse Lösung für den Ärztemangel vor: Wer nicht Vollzeit arbeitet, soll einen Teil der Studienkosten zurückzahlen.

Im Kanton Zürich arbeiten über 72 Prozent aller Praxisärzte weniger als 80 Prozent – jeder zweite sogar unter 60 Prozent. Für die emeritierten Professoren Johann Steurer und Erich W. Russi ist das der Hauptgrund für den Ärztemangel. Ihre brisante Forderung: Bei frühem Berufsausstieg oder unbegründeter Teilzeitarbeit sollten Ärzte einen Teil der 750’000 Franken teuren Medizinausbildung zurückzahlen.

Teilzeit als gesellschaftlicher Wandel

Der Wunsch nach Work-Life-Balance sei ein Hauptgrund für das Defizit in der ärztlichen Versorgung, argumentieren die Professoren. Besonders der gestiegene Frauenanteil in der Medizin – von 22 Prozent (1990) auf heute 47 Prozent – verstärke den Trend zur Teilzeitarbeit. “Die zunehmende Gewohnheit, Beruf und Privatleben beliebig aufzuteilen, darf in der Medizin nicht als reine Privatsache betrachtet werden”, so die Professoren.

Kritik an aktueller Politik

Steurer und Russi kritisieren die geplante Erhöhung der Studienplätze. Der Schweiz fehle es nicht an ausgebildeten Ärzten – die Zahl der Spitalärzte stieg in zehn Jahren um 20 Prozent, die der Praxisärzte um 28 Prozent, während die Bevölkerung nur um 10,7 Prozent wuchs. Mehr Studienplätze würden lediglich einen Flaschenhals bei den Weiterbildungsplätzen schaffen.

Unterschiede zwischen Spital und Praxis

Im Spitalbereich ist Teilzeitarbeit weniger verbreitet: Nur 14 Prozent arbeiten unter 80 Prozent. Der Grund liegt in der fünf- bis sechsjährigen Assistenzarztzeit, die sich bei Teilzeit verlängert. Erst als Oberarzt steigt die Tendenz zur Teilzeitarbeit.

Verband widerspricht

Der Verband der Assistenz- und Oberärzte Zürich (VSAO) lehnt die Rückzahlungspflicht als unverhältnismässig ab. “Das gibt es so auch in keinem anderen Studium”, erklärt Vorstandsmitglied Nelly Blindenbacher. Nicht Teilzeitarbeit sei das Problem, sondern “die Schweiz verliert viele gute Ärzte wegen mangelnder Flexibilität und schlechter Arbeitsbedingungen.”

Der VSAO unterstützt stattdessen die Erhöhung der Studienplätze und fordert bessere Weiterbildungsmöglichkeiten in Praxen – nicht nur in Spitälern.

Fazit

Während die Professoren eine finanzielle Verpflichtung zur Vollzeitarbeit fordern, setzt der Ärzterverband auf strukturelle Verbesserungen. Beide Seiten sind sich einig: Der Ärztemangel erfordert rasche politische Massnahmen über die bisherigen Pläne hinaus.

Quelle: TA 06.06.2025