Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Der Flughafen Zürich liegt mit der Swiss im Clinch

 

Der Airport will seine Kapazitäten vergrössern. Doch die Swiss fürchtet sich vor noch mehr Verspätungen und Konkurrenz.

Eigentlich sollte zwischen dem Flughafen Zürich und seiner wichtigsten Kundin, der Airline Swiss, eitel Sonnenschein herrschen. Das Geschäft brummt wie verrückt für beide. Der Flughafen knackt Passagierrekorde und verdient an Gebühren, Shoppingumsätzen und Parkeinnahmen. Die Swiss fliegt mit rammelvollen Maschinen durch die Welt und schöpft – von Wettbewerbern in Zürich kaum behindert, die Kaufkraft der lokalen Kunden ab. Swiss-Chef Klühr stellt für 2018 eine zweistellige Gewinnmarge in Aussicht. Das gab es in der Geschichte der Swiss noch nie.

Und trotzdem: Zwischen den beiden Unternehmen gibt’s Zoff – und zwar recht heftig.

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Derzeit erbost die Swiss besonders, dass der Flughafen Zürich daran arbeitet, seine Startkapazitäten zwischen 6 und 7 Uhr morgens zu erhöhen. Ein Flughafensprecher bestätigt: «Es handelt sich um vier Slots für Starts.» Es gehe darum, ausserhalb der Spitzenzeiten zusätzliche Kapazitäten anzubieten, um der steigenden Nachfrage zu begegnen.

Insgesamt starten und landen täglich rund 700 Maschinen in Zürich. Vier zusätzliche Abflüge scheinen da keinen Unterschied zu machen. Doch die Swiss ist nicht begeistert vom Vorhaben. Sie selbst hat offenbar kein Interesse am Ausbau. Im Gegenteil.

Verspätungen drohen

Das wichtigste Argument der Airline: Verspätungen bei An- und Abflügen haben bekanntlich stark zugenommen. In ganz Europa läuft das Flugverkehrssystem in Spitzenzeiten am Limit. Auch kleine Verzögerungen am Morgen führen dabei in Zürich über die Verflechtung der Flugpläne zu immer grösseren Ausschlägen im Laufe des Tages.

Die Airline hatte deshalb 2016 ihren eigenen Flugplan morgens früh etwas entschlackt und beim Flughafen durchgesetzt, dass die Kapazitätsmöglichkeiten nicht ausgereizt werden. Trotzdem hat die Swiss oft Schwierigkeiten, die letzten Flugzeuge vor der Nachtsperre um 23 Uhr 30 noch rechtzeitig heimzubringen. Kürzlich hat nun das Bazl aus Lärmschutzgründen dazu noch verfügt, dass spätabends über die bewilligten Bewegungen hinaus keine neuen eingeplant werden dürfen.

Wenn der Flughafen also morgens noch etwas mehr Druck ins System bringt, dürfte dies die Swiss zu spüren bekommen – in Form von mehr Konkurrenz und vielleicht mehr Verspätungen. Warum spielt der Flughafen diese Karte gegen den wichtigsten Kunden aus?

Es wirkt wie ein Zeichen des Aufbegehrens gegen die Monopolstellung der Lufthansa-Gruppe. Sie konnte sich einen grossen Teil der An- und Abflugrechte der insolventen Air Berlin einverleiben. (Die Zuteilung erfolgt über ein international organisiertes Verteilsystem, das die lang etablierten Fluggesellschaften an einem Standort bevorzugt.) Mit rund 70% der Zeitfenster, konzentriert während der wichtigsten Tageszeiten, hat der Swiss/Edelweiss/Lufthansa-Verbund erfolgreich verhindert, dass sich neue Konkurrenz in Zürich etablieren konnte. Die «Handelszeitung» zählte für diesen Sommer, dass die Gruppe inzwischen auf 80 Routen allein fliege, 14 mehr als im Vorjahr.

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