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Explodierende Gesundheitskosten: Spitäler nutzen Gesetzeslücke für massive Preisaufschläge

Eine neue Masche im Schweizer Gesundheitswesen führt zu explodierenden Kosten bei Medizinprodukten. Spitäler nutzen eine Gesetzesänderung von 2022, um massive Preisaufschläge zu rechtfertigen.

Die gesetzliche Grundlage und ihre Ausnutzung

Das Parlament wollte ursprünglich Kosten sparen: Ein 2022 eingeführter Vertrag sollte Spitäler motivieren, beim Einkauf von Medizinprodukten hart zu verhandeln. Als Anreiz durften sie 49 Prozent der erzielten Rabatte behalten, wenn sie dieses Geld in Qualitätsverbesserungen investieren. Der Rest sollte an die Krankenkassen gehen.

So funktioniert der Abrechnungstrick

Die Spitäler nutzen die Intransparenz bei Medizinproduktpreisen aus. Konkrete Beispiele zeigen das Ausmass:

  • Ein Herzimplantat-Set: Einkaufspreis 1’462 Franken, verrechnet wurden 17’000 Franken
  • Ein medizinischer Ballon: Einkaufspreis 60 Franken, verrechnet wurden 1’500 Franken
  • Ein Defibrillator: Einkaufspreis 11’000 Franken, verrechnet wurden 54’000 Franken
  • Ein Stent: Einkaufspreis 300 Franken, verrechnet wurden 2’800 Franken
  • Ein Herzschrittmacher: Einkaufspreis 3’700 Franken, verrechnet wurden 14’500 Franken

Der Trick funktioniert so: Die Spitäler weisen auf den Lieferscheinen neben den realen Nettopreisen auch die viel höheren Listenpreise aus. Diese Listenpreise sind oft völlig überhöht und entsprechen nicht den Marktpreisen. Die Differenz zwischen Listen- und Nettopreis deklarieren sie dann als “Rabatt” – obwohl der Lieferant nie den Listenpreis verlangt hat.

Hauptakteure und Ausmass

Besonders die Hirslanden-Gruppe mit ihren 17 Spitälern in zehn Kantonen fällt auf. Statt der erlaubten 49 Prozent behielt sie 2024 in vielen Fällen 100 Prozent der Differenz zwischen Listen- und Nettopreis. Die Gruppe rechtfertigt sich damit, dass sie 2023 über 18 Millionen Franken in Qualitätsmassnahmen investiert habe und dies ab März 2024 mit einbehaltenen Vergünstigungen kompensiere.

Aufdeckung und Konsequenzen

Die Krankenkassen haben inzwischen reagiert:

  • CSS bestätigt “systematisch deutlich zu hohe Preise”
  • Helsana analysiert gezielt ihre Daten
  • Der zugrundeliegende Vertrag wurde per Ende 2024 gekündigt
  • Eine neue Regelung soll sich nur noch auf Medikamente beziehen

Die Aufdeckung ist jedoch mühsam: Krankenkassen müssen für jeden Verdachtsfall einzeln Lieferscheine anfordern. Experten fordern nun staatlich festgelegte, transparente Preise für Medizinprodukte – analog zu Medikamenten. Die Medtechindustrie zeigt daran bisher wenig Interesse.

Quelle

TA 16.12.2024 – Mit einem dreisten Trick schröpfen Spitäler die Prämienzahlenden