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Felchen-Stichprobe im Greifensee: Was steckt wirklich in unseren Gewässern?

Eine aktuelle Stichprobe einer Felche aus dem Greifensee gibt Einblick in die Schadstoffbelastung lokaler Fische. Die Analyse im Speziallabor wies sowohl Schwermetalle – darunter Arsen, Blei und Quecksilber – als auch die als “Ewigkeitschemikalien” bekannten PFAS nach.

Der Toxikologe Lothar Aicher vom Schweizerischen Zentrum für Angewandte Humantoxikologie bewertet die gefundenen Schwermetallkonzentrationen als unbedenklich: “Nach derzeitigen Standards ist das tolerierbar.” Auch die PFAS-Werte lagen deutlich unter den von der EU festgelegten Grenzwerten.

PFAS steht für «Per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen». Umgangssprachlich werden sie auch Ewigkeitschemikalien genannt, da sie in der Umwelt nicht mehr abgebaut werden können.

Aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden sowie temperaturbeständigen Eigenschaften finden sie in zahlreichen Industriebereichen und Produkten Anwendung – etwa in Pfannenbeschichtungen, Lebensmittelverpackungen, Kosmetika und Textilien.

Verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen und Erkrankungen werden mit hohen PFAS-Werten im Blut verbunden, darunter erhöhte Cholesterinwerte, reduzierte Nierenfunktion, veränderte Spiegel von Schilddrüsenhormonen und Sexualhormonen oder geringeres Geburtsgewicht von Säuglingen.

Dennoch empfiehlt Aicher selbst bei diesen niedrigen PFAS-Werten einen limitierten Verzehr von maximal 100 Gramm pro Woche. Diese vorsichtige Empfehlung wirft Fragen auf: Wie verlässlich sind die aktuellen EU-Grenzwerte wirklich? Die Tatsache, dass selbst bei Werten weit unter den Grenzwerten zu Zurückhaltung geraten wird, deutet auf mögliche Unsicherheiten in der Risikobewertung dieser persistenten Chemikalien hin.

Noch problematischer stellt sich die Situation bei großen Raubfischen wie Lachs und Thunfisch dar. Als Spitzenräuber in der Nahrungskette reichern sie Schadstoffe besonders stark an. Bei Zuchtlachs verschärft sich die Problematik zusätzlich: Der höhere Fettgehalt durch eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten in den Gehegen führt zu einer verstärkten Speicherung von Schadstoffen wie Pestiziden. Auch der Einsatz von Chemikalien zur Krankheitsbekämpfung in den Zuchtanlagen ist problematisch.

Bei Thunfisch wurden in einem kürzlichen Test von Dosenware teils bedenklich hohe Quecksilberwerte nachgewiesen. Quecksilber kann schwere Gesundheitsschäden verursachen, etwa am Immunsystem, der Leber, den Nieren und dem Zentralnervensystem.

Die Felchen-Stichprobe aus dem Greifensee zeigt exemplarisch: Kleine, regional gefangene Fische mit kurzer Lebensdauer wie Felchen sind tendenziell weniger belastet als große Raubfische. Ernährungsexpertin Christine Brombach empfiehlt daher den Verzehr kleinerer Fischarten wie Sardinen oder Makrelen.

Die Analyse einer einzelnen Felche lässt zwar keine allgemeingültigen Rückschlüsse auf die Schadstoffbelastung in Schweizer Süßwasserfischen zu. Dennoch verdeutlicht sie die Komplexität der Abwägung zwischen ernährungsphysiologischem Nutzen und potenziellen gesundheitlichen Risiken beim Fischkonsum.

Besonders die Empfehlung zur Verzehrsmenge trotz niedriger PFAS-Werte von nur ungefähr 100 Gramm Fisch pro Woche mahnt zur Vorsicht – auch wenn offizielle Grenzwerte eingehalten werden.

Stichprobe

Lothar Aicher, Toxikologe am Schweizerischen Zentrum für Angewandte Humantoxikologe

Aicher hat auch den Laborbericht der Felchen-Probe von Daniela Misteli aus dem Greifensee genauer untersucht. Die Resultate sind inzwischen eingetroffen. Die erste Erkenntnis: Es wurden Schwermetalle nachgewiesen. Darunter Arsen, Blei und Quecksilber. Den Toxikologen beunruhigt dies allerdings nicht, da die gemessenen Konzentrationen zu gering seien: «Nach derzeitigen Standards ist das tolerierbar.»  

In der Analyse wurden auch PFAS nachgewiesen, die sogenannten Ewigkeitschemikalien. Die Werte in der Felchen-Probe liegen zwar weit unter den von der Europäischen Union vorgeschriebenen Grenzwerten. Dennoch sollte selbst ein Fisch mit niedrigen PFAS-Werten nur in kleinen Mengen verzehrt werden: «Ich habe das ausgerechnet: Bei diesen Werten darf ich ungefähr 100 Gramm Fisch pro Woche essen», so Aicher.  

Quelle

SRF 29.01.2025 – Fische essen: Gesund oder riskant?

Siehe auch

SRF 10.10.2023 – Schädliche PFAS-Chemikalien in frisch gefangenem Fisch