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Zürich - Schweiz

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Grössenwahn oder Weitsicht: Das sind die Reaktionen auf die Ausbaupläne des Flughafens

LZ 03.06.2021Flughafen Zürich: Pistenausbau stösst auf Widerstand

Am Flughafen Zürich sollen zwei Pisten verlängert werden: Linke Parteien und Fluglärmbetroffene kritisieren die «Ausbauphantasien» der Flughafen Zürich AG und des Zürcher Regierungsrates, bürgerliche Parteien und Wirtschaftsverbände loben deren «Weitsicht».

Von einem «unnötigen Pistenausbau» schreibt die Organisation «Fair in Air», die aus dem «Bürgerprotest Fluglärm Ost» hervorgegangen ist. Das heutige Pistensystem decke alle Bedürfnisse der gesamten Region, ja sogar der Schweiz ab. «Es deckt aber offenbar nicht den Grössenwahn der Flughafenverantwortlichen ab.»

Die Organisation befürchtet, dass für den Ausbau zwar Sicherheitsüberlegungen angeführt werden, doch eine Kapazitätserweiterung angestrebt werde.

Das glauben auch die Gemeinden der «Region Ost», die einen Kapazitätsausbau am Abend befürchten. Das heutige Pistensystem erfülle höchste Sicherheitsanforderungen, schreiben sie. «Wäre dies nicht der Fall, müsste der Flugbetrieb gestoppt werden.»

Die im Fluglärmforum Süd vertretenen Gemeinden sehen in den Ausbauplänen hingegen eine Chance: Die Region im Süden des Flughafens könne entlastet werden, wenn abends alle Flugzeuge auf einer verlängerten Ost-West-Piste von Osten her landen könnten.

Dass die Ausbaupläne bei einer Volksabstimmung durchkommen, bezweifelt das Fluglärmforum aber: Der Flughafen müsse zuerst Kompromisse zugunsten der Bevölkerung eingehen und beispielsweise weniger Interkontinentalabflüge zwischen 21 und 23 Uhr einplanen.

Die Forderungen der Parteien

Die SP lehnt die Ausbaupläne ab. Sie hält das Sicherheitsargument für vorgeschoben. «Ginge es nur darum, die Sicherheit zu erhöhen, liesse sich dies viel günstiger und ökologischer durch eine Begrenzung der Spitzenkapazität erreichen.»

Für die Grünen ist die «Zeit für Ausbauphantasien am Flughafen definitiv vorbei». Angesichts der Klimakrise nun auf ein künftiges Wachstum des Flugbetriebes zu spekulieren, sei ökologisch falsch und in wirtschaftlicher Hinsicht fragwürdig.

Volkswirtschaftsdirektion Carmen Walk Späh soll «ihre Energie jetzt dafür einsetzen, dass die betroffenen Flughafen-Angestellten umgeschult werden und in klimaverträglichen Bereichen des Verkehrs eine Beschäftigung finden», schreiben die Grünen.

Die GLP spricht sich im Grundsatz für längere Pisten aus; diese würden aus sicherheitstechnischen Gründen sinnvoll erscheinen. Allerdings macht sie ihre Zustimmung von Auflagen abhängig, da sich der Flughafen bislang bei Umweltbelangen wenig kompromissbereit gezeigt habe. So müssten die Flughafen Zürich AG und der Zürcher Regierungsrat «ein klares Bekenntnis zur klimaverträglichen CO2-Abgaben» abgeben, fordern die Grünliberalen.

Als «essenziell wichtig» stuft die FDP die geplanten Pistenverlängerungen ein. «Es wäre unverantwortlich, sich gegen diese Verbesserung der Sicherheit zu stellen», halten die Freisinnigen fest. Zudem nehme die Anzahl von Fluglärm belasteten Personen ab und es werde ein wichtiger Beitrag zum Erhalt von Arbeitsplätzen geleistet .

Dank längeren Start- und Landebahnen werde der Betrieb robuster, hebt auch die SVP in ihrer Stellungnahme hervor. So bleibe das für die internationale Anbindung der Schweiz wichtige Drehkreuz konkurrenzfähig. Zudem würden Verspätungen am Abend und damit Flugbewegungen nach 23 Uhr vermieden: «Die Pistenausbauten bringen eine Entlastung vom Fluglärm in den Nachtrandstunden.»

Wirtschaft hofft auf nüchterne Analyse

Wirtschaftsverbände sprechen sich klar für die Ausbaupläne aus. Die Zürcher Handelskammer verweist darauf, dass andere Flughäfen in Europa erneuert werden. Die Schweiz riskiere, abgehängt zu werden. «Das einzige Interkontinentaldrehkreuz der Schweiz ist darauf angewiesen, sein 45 Jahre altes Pistensystem zu modernisieren, um weiterhin einen konkurrenzfähigen Flugbetrieb zu ermöglichen.»

Das Komitee Weltoffenes Zürich bezeichnet die Verlängerungspläne angesichts der Sicherheitsüberlegungen als folgerichtig. Es hofft, dass im Kantonsrat «die nüchterne Analyse höheren Stellenwert erhält als ideologische Abwehrreflexe». (sda)