An einer hochkarätigen Podiumsdiskussion im Restaurant Schifflände sprachen prominente Medienschaffende über die Bedeutung des Lokaljournalismus und die Situation in Maur. Roger Schawinski fragte: „Wollen die Maurmer richtigen Journalismus oder ein reines Amtsblatt?“.
Die „Maurmer Zeitung“ lud ein – und die Medienprominenz kämpfte sich durch Schnee und Eis ins Restaurant Schifflände. Zwar wurde Verlagsprofi Rolf Bollmann ein Opfer des festgefrorenen öffentlichen Verkehrs, dennoch war die Runde mit Radio-Pionier Roger Schawinski, Ljilja Mucibabic, stellvertretende Chefredaktorin des „Zürcher Oberländer“, «Sonntagszeitung»-Chefredaktor Arthur Ruthishauser, «Linth24»-Chef Bruno Hug und Thomas Renggli, Verlagsleiter der „Maurmer Zeitung“, hochkarätig besetzt.
Die Medien als Stütze der Demokratie
Grundtenor: Die Medien als vierte Macht sind eine zentrales Element in der demokratischen Entscheidungsfindung.
Wenn aber eine öffentliche Instanz (wie in Maur beispielsweise die Gemeinde) als Herausgeberin fungiert, ist eine unabhängige Berichterstattung praktisch unmöglich.
Gleichzeitig wird die Finanzierbarkeit von Printprodukten über Inserate immer schwieriger. Das Internet sowie (vor allem) Grosskonzerne wie Google, graben dem klassischen Journalismus immer mehr das Wasser ab.
Um in der Gemeinde Maur diesem Sachzwang zu entkommen, will der Verein „Maurmer Zeitung“ in den kommenden Wochen eine Einzelinitiative lancieren, die eine Neuordnung der lokalen Mediensituation vorsieht. Dies erklärte Vereinspräsident Peter Leutenegger am Ende der Diskussion.
Inhalt der Initiative ist, dass „die Gemeinde Maur ihre Tätigkeit als Herausgeberin der „Maurmer Post“ einstellt». Gleichzeitig soll die Gemeindeversammlung darüber abstimmen, ob die Herausgabe der offiziellen Zeitung dem unabhängigen „Verein Maurmer Zeitung“ übertragen wird.
Dieser bietet die Dienste deutlich günstiger an als dies momentan bei der „Maurmer Post“ der Fall ist. Während aktuell die Gemeinde einen jährlich wiederkehrenden Betrag von 320‘000 Franken spricht, wären es künftig nur noch 275‘000 Franken.
Maur ist überall
Roger Schawinski warf zum Abschluss der von Radio-1-Moderator Marc Jäggi geleiteten Diskussion die Schlüsselfrage in die Runde: „Wollen die Maurmerinnen und Maurmer richtigen Journalismus in ihrer Dorfzeitung zulassen? Oder bevorzugen sie ein reines Amtsblatt?“
Verleger Bruno Hug sieht bereits die Möglichkeit eines epochalen Umsturzes am Greifensee: „Wenn die Gemeindeversammlung auf die Einzelinitiative eintritt, würde sie nationale Mediengeschichte schreiben – und ein wichtiges Beispiel für andere Gemeinden liefern. Denn Maur ist überall.“
Der Gemeinderat fehlte
Man darf gespannt sein, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Im Konferenzraum der Schifflände wurden eine repräsentative Auslegeordnung und eine vielschichtige Situationsanalyse geliefert Dass die offizielle Gemeinde durch Abwesenheit glänzte und Gemeindepräsident Yves Keller eine Einladung mehrfach ablehnte, war schade, konnte aber nicht überraschen. Vermutlich war er beim Schneeschaufeln.