Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

«Mehr Verspätungen als je zuvor»

ZUL 01.02.2019

2019 sollen im Luftverkehr bis zu zwei Milliarden Passagiere von Ausfällen betroffen sein. Das ist mehr als im vergangenen Rekordjahr.

2018 war ein Rekordjahr für Verspätungen und Ausfälle im Luftverkehr. Im laufenden Jahr soll sich die Situation noch weiter zuspitzen: Das Fluggastrechte-Portal Airhelp prognostiziert für 2019 Flugverspätungen und -ausfälle für bis zu 2 Milliarden Passagiere weltweit. «Fluggäste müssen sich dieses Jahr auf mehr Flugverspätungen und -ausfälle während ihrer Reise einstellen als jemals zuvor», sagt Philippe Strässle von Airhelp.

Auch die Schweiz bleibe nicht verschont: Hier rechnet Airhelp 2019 mit über 7 Millionen betroffenen Passagieren. Das sind rund 300’000 mehr als noch im Vorjahr. 2018 bezifferte das Portal die Anzahl von Verspätungen und Ausfällen betroffenen Passagieren in der Schweiz mit 6,7 Millionen. 2018 waren insgesamt 56’880 Flüge in der Schweiz verspätet oder fielen aus, 2017 waren es noch 44’670 Flüge gewesen.

Brexit, Streiks, Personalmangel

Besonders unpünktlich waren im letzten Jahr Flüge von der sizilianischen Stadt Catania nach Zürich gewesen. Auf dieser Strecke waren 2018 rund 65 Prozent aller Flüge verspätet oder fielen aus. Auch Passagiere, die vom Flughafen Basel-Mülhausen nach Manchester reisen wollten, kamen oftmals nicht wie geplant am Ziel an. Rund 62 Prozent aller Flüge auf dieser Strecke waren von Ausfällen oder Verspätungen betroffen (die Liste der grössten Problemstrecken finden Sie hier).

Strässle von Airhelp nennt verschiedene Gründe dafür, dass sich die Situation auch 2019 nicht entspannt. «Die aktuell bereits dramatische Lage wird sich für Passagiere voraussichtlich durch den ungewissen Ausgang des Brexit sowie neue Streiks bei Flughafen- und Airline-Personal weiter verschlechtern», sagt er. Weitere Ursachen für Verspätungen und Ausfälle sieht er in der «unzureichenden Infrastruktur an den meisten europäischen Flughäfen und dem Mangel an Piloten sowie Fluglotsen».

Weniger Lotsen, mehr Verkehr

Auch die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol rechnet damit, dass die Zahl der von Flugsicherungen verursachten Verspätungen im laufenden Jahr nicht abnehmen wird. «Wir haben weniger Lotsen in Deutschland und Frankreich, aber voraussichtlich 3 Prozent mehr Verkehr», sagte Eurocontrol-Netzchef Joe Sultana laut «Süddeutscher Zeitung» beim European-Aviation-Symposium in München.

In den Kontrollzentralen wie Marseille, Karlsruhe und Maastricht fehlten bereits im letzten Jahr Fluglotsen – hier waren die Verspätungen deutlich angestiegen. Laut Eurocontrol sind Flugsicherungen für rund ein Viertel der Verspätungen verantwortlich, die Fluggesellschaften für etwa die Hälfte. In Deutschland hatte im letzten Jahr vor allem die Integration der insolventen Air Berlin in die Lufthansa-Tochter Eurowings Probleme bereitet und für Tausende von Flugausfällen gesorgt.

Extremer Marktkampf

Auch Strässle von Airhelp sagte zuletzt, der extreme Marktkampf im Zuge der Insolvenzen von diversen Airlines habe 2018 für massive Verspätungen und Ausfälle gesorgt. Das habe sich vor allem darin gezeigt, dass die Airlines die frei gewordenen Slots – die Start- und Landerechte an Flughäfen – der insolventen Gesellschaften belegten, obwohl ihnen zum Teil das dafür nötige Personal sowie Fluggerät fehlte.

Nach der Pleite von Air Berlin, Niki sowie Monarch und Alitalia haben im vergangenen Jahr weitere kleinere Airlines Bankrott gemacht. In der Schweiz verschwand mit der Air-Berlin-Tochter Belair ein Player, im Herbst ging auch die von Bern aus operierende Regionalfluggesellschaft Skywork pleite. Ende 2017 hatte die in Lugano ansässige Darwin Airline Insolvenz angemeldet. Zuletzt kämpfte die deutsche Fluglinie Germania mit Geldsorgen.

Für Verspätungen und Ausfälle in Europa hatten 2018 zudem die vielen Streiks bei Ryanair gesorgt. Der irische Billigflieger hatte sich lange Zeit gegen Gewerkschaften gesperrt und war von Streikwellen quer durch Europa betroffen. Hinzu kamen extreme Wetterbedingungen und Personalmangel bei Flugsicherungen. (Redaktion Tamedia)

Kommentar

Die Kapazität des Flughafens hat sich nach der Kapazität der verfügbaren Fluglotsen zu richten, soll die Sicherheit nicht gefährdet werden. Um Kosten zu sparen, geschah dies jedoch in den letzten Jahren nicht. Stattdessen fordern der Flughafen und Skyguide neue Südstarts über den Süden, um gratis die fehlenden Fluglotsen bei steigender Kapazität zu kompensieren. Wie bei der Umwelt, herrscht auch bei der Sicherheit keine Kostenwahrheit.