Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Passagiere werden auf Lufthansa umgebucht

TA 04.10.2920 – Swiss in Turbulenzen

Swiss-Passagiere werden mit der Umstellung auf den Winterflugplan vermehrt auf Lufthansa-Verbindungen umgebucht. Statt direkt zu fliegen, müssen sie umsteigen. Laut der Swiss sind rund ein Dutzend Destinationen betroffen.

Die Fluggesellschaft steckt in der schwersten Krise seit ihrem Bestehen. Gestern kündigte der abtretende CEO Thomas Klühr in einem Interview den Abbau von 1000 Stellen an (siehe Box). Der Grund ist klar: Seit Ausbruch der Corona-Krise buchen die Schweizer nur noch wenige Ferienflüge, auch beruflich fliegen die Schweizer viel weniger. Der Winterflugplan, den die Swiss am Dienstag veröffentlichte, ist deshalb bereits stark ausgedünnt. Zwar werden 85 Prozent der Destinationen wieder angeflogen. Doch viel weniger oft: Im Vergleich zum Vorjahr bietet die Swiss bloss noch 30 bis 40 Prozent der Verbindungen an.

Nun werden Passagiere, die für die nächsten Wochen und Monate ein Swiss-Ticket gekauft haben, auf Verbindungen der Muttergesellschaft Lufthansa umgebucht. Dies berichten Kunden, die eine Direktverbindung mit der Swiss gebucht hatten und in diesen Tagen eine Mitteilung erhielten: Per Mail wurden sie darüber informiert, dass ihre Verbindung mit der Swiss nun von der Lufthansa ausgeführt werde. Für die meisten Passagiere bedeutet dies, dass sie deshalb in Frankfurt oder München umsteigen müssen. Und: Die Reisezeit wird so wesentlich länger. Das Angebot wird damit deutlich unattraktiver.

Madrid, Luxemburg und Los Angeles sind betroffen

Die Swiss bestätigt auf Anfrage, dass mit dem reduzierten Flugplan mehrere Strecken nicht wie geplant bedient würden. «Bei der Anpassung des Winterflugplans Anfang dieser Woche war dies bei rund einem Dutzend Routen der Fall», wie Swiss-Sprecherin Karin Müller sagt.

In Europa sind Verbindungen nach Madrid, Luxemburg oder Birmingham betroffen; auf der Langstrecke fällt die direkte Verbindung nach Los Angeles und nach Nairobi weg. Passagiere, die für diese Destinationen bereits ein Ticket haben, werden nun meist auf Lufthansa-Verbindungen umgebucht und müssen einen Umweg in Kauf nehmen. Man sei bestrebt, den Kunden die bestmögliche Alternative anzubieten, sagt Swiss-Sprecherin Müller. Wie viele Passagiere von der Massnahme betroffen seien, konnte die Swiss nicht eruieren. Viele dürften sich nun wohl nach einer Alternative umschauen.

Dabei hat der Bund, der die Swiss mit Darlehen von über 1,2 Milliarden Franken unterstützt, seine Bürgschaft an verschiedene Bedingungen geknüpft. Zwar gibt es keine Auflagen zu einzelnen Flugverbindungen. «In den Auflagen wird aber festgehalten, dass sich der Wiederaufbau der Langstreckenziele am Flughafen Zürich proportional zu den Flughäfen Frankfurt und München entwickelt», sagt Stefan Zähler vom Eidgenössischen Finanzdepartement. Damit will der Bund verhindern, dass die Lufthansa ihre Tochtergesellschaft als Zubringer und damit zur Auslastung ihrer eigenen Flüge nutzt.

Ex-Swiss-Chef soll Abbau am Standort Zürich verhindern

Um zu überprüfen, ob diese Auflagen eingehalten werden, hat der Bund eine Luftfahrtstiftung gegründet. Deren Vorsitz übernimmt Thomas Klühr, der diese Woche seinen Rücktritt als Swiss-CEO per Ende Jahr bekannt gab. Die Stiftung wacht darüber, ob die Standortvereinbarung zwischen dem Bund und der Lufthansa-Gruppe bezüglich der Entwicklung des Hubs in Zürich eingehalten wird. Denn die Ausdünnung des Flugplans führt wohl mittelfristig dazu, dass Reisende auf andere Fluggesellschaften ausweichen, weil sie den Umweg über die deutschen Lufthansa-Hubs nicht in Kauf nehmen möchten.

Dass die Flugpläne vieler Fluggesellschaften derzeit nicht verlässlich sind, beobachtet man auch bei Reiseanbietern wie Kuoni. Das Vorgehen der Swiss sei leider kein Einzelfall, sagt Kuoni-Sprecher Markus Flick. «Bei uns verursachen diese Flugplanänderungen hohe administrative Zusatzaufwände und sind daher für uns und unsere Kunden gleichermassen unglücklich», sagt Flick. Der Kuoni-Sprecher kritisiert dabei auch die Rolle des Bundesamts für Gesundheit: «Weil Regionen sehr kurzfristig auf die Quarantäne-Liste gesetzt werden, können wir nicht planen.» Auch deshalb drängt die Swiss nun zu Covid-19-Schnelltests am Flughafen Zürich. In den kommenden Wochen sollen alle Passagiere auf Covid-19 getestet werden, wie Swiss-Chef Thomas Klühr sagte.

Über 9000 Mitarbeiter zählt die Swiss, nun sollen in den kommenden zwei Jahren rund 1000 Stellen abgebaut werden. Dies sagte der abtretende Swiss-CEO in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende». Der Abbau solle möglichst über Fluktuationen, Frühpensionierungen und Teilzeitmodelle erfolgen, sagte Klühr. Die Swiss verliere zurzeit 1,5 bis 2 Millionen Franken pro Tag. Mittel- bis langfristig geht die Swiss davon aus, dass ihr Geschäft um 20 Prozent schrumpft. In diesem Fall würde der nun kommunizierte Stellenabbau die Verluste ausgleichen. Falls sich die wirtschaftliche Situation jedoch nicht verbessere, seien wohl auch Kündigungen unumgänglich, so Klühr. Ihm zufolge wird im ersten Quartal 2021 klar, ob der angekündigte Stellenabbau ausreicht. Auch Thomas Klühr wird das Unternehmen per Ende Jahr aus persönlichen Gründen verlassen, wie er diese Woche bekannt gab. Er war seit 30 Jahren für die Lufthansa tätig, in den vergangenen vier Jahren als CEO für die Tochtergesellschaft Swiss.