Schwamendingen beklagt sich seit Jahren über den Fluglärm. Die Südstarts geradeaus sind eine zusätzliche Belastung. Stadt und Kanton nehmen die Anliegen ernst, aber schliesslich entscheidet der Bund. Und dieser zieht die Quartierbevölkerung nicht mit ein.
Schwamendingen und Lärm: Im Moment denken die meisten in diesem
Zusammenhang vor allem an die Einhausung Schwamendingen, mit welcher im
Sommer/Herbst 2018 begonnen werden soll. Für ein anderes Problem gibt es
aber offensichtlich keine Lösung, obwohl Schwamendingen sich seit
Jahrzehnten darüber beklagt: Fluglärm.
Im Sommer teilte der Bund mit, dass die täglichen Südstarts geradeaus
über Mittag nicht vorgesehen sind. Bei Bise und Nebel sollen aber
Südstarts geradeaus und mit Rechtskurve aus Sicherheitsgründen möglich
sein. Die Stadt Zürich nahm zwar mit Befriedigung zur Kenntnis, dass sie
sogenannte «Bellevue-Kurve», welche die Innenstadt stark belastet
hätte, verhindert werden konnte. Sie reagiert aber «mit Unverständnis»,
dass bei Bise und Nebel Südstarts geradeaus möglich sind, wie sie
mitteilte. Was Bise und Nebel sind, ist zwar definiert. Trotzdem ist es
schliesslich eine Ermessensfrage. Zudem fliegen immer mehr Flugzeuge
zwischen 23 und 23.30 Uhr, um die Verspätungen abzubauen.
Der Quartierverein Schwamendingen trifft sich regelmässig mit
Vertretern der kantonalen Volkswirtschaftsdirektion zu einem
Informationsaustausch. Ein solcher fand letzte Woche statt. Dabei
erläuterte Mark Dennler von der Volkswirtschaftsdirektion die Absichten
des Flughafens und die Massnahmen der Volkswirtschaftsdirektion.
«Zürich Nord» sprach mit Maya Burri, Präsidentin Quartierverein Schwamendingen. Sie setzt sich seit Jahrzehnten gegen den Fluglärm und für mehr Ruhe im Quartier ein.
Maya Burri, Schwamendingen ist seit Jahrzehnten betroffen vom Fluglärm. Was hat sich jetzt geändert?
Neben den seit 14 Jahren andauernden Südanflügen hat der Bundesrat entgegen allen Bedenken auch die Einführung von Südstarts geradeaus bei Bise und Nebel über den Süden beschlossen. Das bedeutet ungefähr 13 000 Starts pro Jahr. Dies entspricht an den rund 20 bis 28 Tagen mit Bise und bei einer unbestimmten Anzahl Nebeltage täglich ungefähr 180 bis 250 Südstarts mit einem Lärmpegel von bis zu 95 Dezibel.
Schwamendingen hat sich schon beteiligt an Kundgebungen gegen
Fluglärm. In letzter Zeit ist es eher ruhig geworden um den Fluglärm.
Geht Schwamendingen jetzt der Schnauf aus?
Die Bevölkerung wird
ja nicht wirklich mit einbezogen in die Entscheidungen des Bundes und
des Flughafens. Sie verlässt sich auf die Interventionen von Stadt und
Kanton und hofft, dass diese die seit Jahren deponierten Anliegen nach
mehr Ruhe ernst nehmen und die Betroffenen vor weiteren
Lärmbelästigungen schützen.
Die Stadt Zürich wehrt sich gegen
Südstarts geradeaus bei Bise und Nebel, wie sie mitteilte. Fühlt sich
Schwamendingen von der Stadtzürcher Regierung vertreten?
Die Stadt
hat uns unterstützt, auch bei der Lancierung einer Petition gegen die
Südstarts. Ohne ihre Interventionen wären vermutlich noch viel mehr
Südstarts im SIL II (Sachplan Infrastruktur) verankert worden. Die
Informationen werden leider oft nur von Insidern zur Kenntnis genommen.
Die Bevölkerung müsste vermehrt direkt durch Vertreterinnen und
Vertreter der Stadt informiert werden.
Schwamendingen tauscht sich regelmässig mit der kantonalen
Volkswirtschaftsdirektion aus. Nimmt der Kanton Zürich ein Stadtquartier
ernst?
Die Volkswirtschaftsdirektion lädt den Quartierverein
Schwamendingen regelmässig zu den zweimal jährlich stattfindenden
Info-Foren ein. Auf Anfrage informieren diese auch vor Ort. Wir werden
ernst genommen, doch letztlich trifft der Bund die Entscheidungen und
nicht der Kanton. Also ein Gremium weit weg von der lärmgeplagten
Bevölkerung von Schwamendingen und den umliegenden Gemeinden.