Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Südanflüge auch abends möglich

 

Zur Einhaltung der einseitigen deutschen Verordnung steht am 30. Oktober die provisorische Einführung des Südanflugs auf den Flughafen Zürich bevor. Ungeklammerte Dachziegel verhindern die Anflüge nicht. Die zahlreichen Beschwerden haben bisher keine aufschiebende Wirkung entfalten können.

ege. An Werktagen von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr 08, an Wochenenden und baden-württembergischen Feiertagen von 6 Uhr bis 9 Uhr 08 werden in Zürich landende Flugzeuge auf die Piste 34 geführt. Nach Schätzungen der Unique (Flughafen Zürich AG) werden von 6 bis 7 Uhr 15 bis 20 Maschinen landen, zum grössten Teil Grossraumflugzeuge. Während der dreistündigen morgendlichen Flugsperre über Süddeutschland an Wochenenden rechnet die Flughafenbetreiberin mit 50 bis 70 Landungen, mit einem höheren Anteil an Kurzstreckenmaschinen.
 

Am Abend wird zu den Flugsperrzeiten (werktags ab 21 Uhr, an Wochenenden ab 20 Uhr bis 0 Uhr 30) grundsätzlich von Osten auf der Piste 28 gelandet. Zu dieser Zeit kommen vorwiegend mittelgrosse und kleinere Flugzeuge an. Sollte aus technischen Gründen oder wegen ungenügender Pistenlänge eine Landung auf Piste 28 nicht möglich sein, können auch in den Abendstunden ankommende Flugzeuge auf Piste 34 geführt werden.

Gebündelter Flugweg ab Männedorf

Der Endanflugpunkt für die Piste 34 befindet sich über Männedorf, auf rund 1800 Metern über Meer, in einer Entfernung von 24 Kilometern zur Pistenschwelle. Bis zum Endanflugpunkt werden die Flugzeuge mittels Radar in einem begrenzten, jedoch breit gefächerten Gebiet geführt. Einen klar definierten Flugweg gibt es in dieser Phase nicht. Erst ab Männedorf wird der Anflugverkehr gebündelt. Mit horizontaler Führung durch den Funkstrahl des Funkfeuers Kloten folgen alle Maschinen dem gleichen Flugweg. Der Anflug erfolgt in einem Winkel von 3,5 Grad, der Höhenabbau wird mittels Höhen- und Distanzmessgerät durch die Piloten vorgenommen. Mit dem Instrumentenlandesystem (ILS), das ab dem 30. Oktober 2004 zur Verfügung stehen soll, werden die Flugzeuge auch vertikal mit einem Leitstrahl geführt.

Der Anflugwinkel ist relativ hoch. Er wurde aus Gründen des Lärmschutzes bewusst so gewählt, um die landenden Flugzeuge möglichst lang in einem grösseren Abstand zum Boden zu halten. Nach Angaben von Unique werden sich die Jets bei Gockhausen 360 Meter über Grund befinden, bei Schwamendingen 350 Meter. Beim traditionellen Nordanflug befinden sich die Flugzeuge bei Höri 316 Meter über Grund. Hohentengen wird in einer Distanz von 700 Metern über Grund überflogen.

Sichtminima

Damit Skyguide den Anflug auf Piste 34 zuteilen kann, ist ein Sichtminimum von 5000 Metern erforderlich. Der Minimalwert ist mit Deutschland abgesprochen. Ursprünglich hatte die deutsche Seite verlangt, dass zur Gewährung der Ausnahmeregelung (Inanspruchnahme des Nordanflugs bei schlechtem Wetter) die minimale Sicht 1800 Meter betragen müsse. In welchem Mass die Sichtminima mit der technischen Aufrüstung der Piste 34 gesenkt werden, ist noch nicht festgelegt.

Im Winterhalbjahr dürfte der Südanflug weniger oft zur Anwendung kommen als im Sommer. Ob, wenn Piste 34 nicht zur Verfügung steht, auf Piste 28 angeflogen werden muss (hier beträgt das Sichtminimum 4000 Meter) oder ob direkt der Nordanflug in Anspruch genommen werden kann, ist durch Skyguide in Kooperation mit der deutschen Flugsicherung auszuhandeln.

Kapazitätsverlust

Im Flugbetrieb ab 30. Oktober sollen während der deutschen Sperrzeiten zwei Drittel des Landeverkehrs über die Piste 28 und ein Drittel über die Piste 34 abgewickelt werden. Die Abflüge erfolgen nach Norden. Im Normalbetrieb (ohne deutsche Sperrzeiten) beträgt die Kapazität des Flughafens 36 Landungen und 44 Abflüge pro Stunde. Mit der deutschen Verordnung sinkt die Kapazität am Abend auf 26 Landungen und 32 Starts, am Morgen auf 18 bis 22 Landungen und 20 bis 22 Abflüge. Unique rechnet mit Verspätungen, insbesondere zu Beginn der Südanflüge, bis sich das neue Anflugverfahren eingespielt hat. Vertreter von Unique haben in einem Gespräch mit Medienvertretern erneut betont, dass der Flughafen weder an den zusätzlichen Ostanflügen noch an den Südanflügen ein Interesse haben kann.

Hängige Rechtsfragen

Gegen die Genehmigung der Südanflüge durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) sind bei der Rekurskommission des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Reko UVEK) 19 zusammengefasste Beschwerden von 2185 Privaten, 27 Gemeinden und 16 Verbänden eingegangen. Die Reko UVEK ist nach Aussage von Vizepräsident Christoph Bandli bestrebt, den Entscheid, ob die aufschiebende Wirkung der Beschwerden wieder herzustellen sei, noch vor dem 30. Oktober zu fällen. Bei den Beschwerden gegen die Ostanflüge hatte die Reko UVEK den Entzug der aufschiebenden Wirkung bestätigt. Gegen diesen Entscheid sind Beschwerden beim Bundesgericht hängig.

Haftpflicht und Störmanöver

Fehlende Dachziegelklammerungen bewirken keinen Aufschub der Südanflüge. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Dachziegelklammerung besteht nicht. Die primäre Haftpflicht bei Schäden durch gelöste Dachziegel liegt nach Angabe von Unique bei der verursachenden Fluggesellschaft. Hauseigentümer, die die Klammerung verweigern, gehen das Risiko ein, bei allfälligen Schäden gegenüber Dritten haftpflichtig zu werden.

Ab 30. Oktober verstärkt die Flughafen AG ihren Auskunftsdienst für Anwohner. Im Hinblick auf mögliche Störungen des Betriebs ist ein Sicherheitsdispositiv ausgearbeitet worden.