Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Südanflüge regelmässig auch am Abend

NZZ 27.10.2004

Wie angekündigt geht das Instrumentenlandesystem für den Südanflug auf den Flughafen Zürich am Donnerstag in Betrieb. Damit werden Landungen auch bei schlechten Witterungsverhältnissen möglich. Für Herbst und Winter rechnet die Flughafen AG im Durchschnitt jeden vierten Tag mit Südanflügen am Abend.

Gemäss der Vereinbarung zwischen Bundesrat Moritz Leuenberger und dem deutschen Verkehrsminister Manfred Stolpe vom 26. Juni 2003 geht am 28. Oktober das Instrumentenlandesystem (ILS) für die Piste 34 des Flughafens Zürich in Betrieb. Das ILS erlaubt Anflüge von Süden bei schlechterem Wetter, als dies mit den bisherigen Navigationshilfen möglich war. Mit dem Landekurssender, der seit April 2004 zur Verfügung steht, galten als Sichtminima für den Südanflug 2500 Meter horizontale Sicht und eine Hauptwolkenuntergrenze von 800 Fuss (240 Meter). Mit der Inbetriebnahme des ILS 34, das zusätzlich über einen Gleitwegsender verfügt, betragen die Minima 750 Meter horizontale Sicht und 300 Fuss (90 Meter) für die Hauptwolkenuntergrenze.

Festgelegt wurden die Werte durch das deutsche Bundesverkehrsministerium und das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Die Minima liegen um 200 Meter beziehungsweise 100 Fuss höher als der durch die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) definierte Standard für Instrumentenlandeverfahren der Kategorie I. Die mit Kategorie III bezeichnete höchste Stufe (Blindanflug) wird auf dem Flughafen Zürich nur beim Nordanflug erreicht.

Weniger Spielraum für Ausnahmeklausel

Zu den deutschen Sperrzeiten (werktags am Morgen bis 7 Uhr und am Abend ab 21 Uhr, an Wochenenden morgens bis 9 Uhr und am Abend ab 20 Uhr) kann der Nordanflug nur mit dem Einverständnis der deutschen Seite in Anspruch genommen werden. Mit der Aufrüstung der Piste 34 wird die Ausnahmeklausel weniger oft zur Anwendung kommen. Auf Wunsch der Politik haben Skyguide und die Deutsche Flugsicherung (DFS) eine Stelle für Betriebskoordination und Sicherheitsmanagement für den süddeutschen Luftraum geschaffen. Der Betriebskoordinator, ein von der DFS delegierter Flugverkehrsleiter, hat auch die Aufgabe, die Einhaltung der Deutschen Verordnung zu überprüfen.

Die Regelung des Flughafens Zürich, dass während der Flugsperren über dem Südschwarzwald die Landungen am Morgen in erster Linie von Süden und am Abend von Osten her erfolgen, erfährt mit dem ILS auf Piste 34 eine Verlagerung zulasten des Südens. Sind die Wetterverhältnisse ungenügend für Landungen von Osten auf Piste 28, für welche die höchsten Sichtwerte am Flughafen Zürich gelten, werden die anfliegenden Maschinen auf die Piste 34 geführt. Dies wird hauptsächlich in den Herbst- und Wintermonaten dazu führen, dass am Abend vermehrt von Süden angeflogen wird. Bei Westwindlagen erfolgen die Landungen nach wie vor von Osten. Unverändert bleibt auch die Bestimmung, dass der Rückenwind beim Südanflug 5 Knoten (9,3 km/h) nicht übersteigen darf.

Bedeutende Verkehrszunahme im Süden

Wie die Flughafengesellschaft Unique mitteilt, lässt die Auswertung der Wetterdaten der vergangenen zehn Jahre darauf schliessen, dass an rund einem Viertel der Herbst- und Wintertage während der deutschen Sperrzeiten mit abendlichen Südanflügen gerechnet werden muss. Seit der Einführung des Anflugverfahrens mit dem Localizer wurden von Ende April bis Ende September 2004 von den total 56 277 erfolgten Landungen 7 Prozent auf der Piste 34 durchgeführt. 14 Prozent erfolgten auf der Piste 28 (inklusive Landungen bei Westwind). Auf die Pisten 14 und 16 (Nordanflug) entfielen 79 Prozent der Landungen.

Das Prinzip der Routenführung für Landungen auf Piste 34 bleibt gleich wie beim bisherigen Anflugverfahren mit dem Localizer. Der Anflugwinkel beträgt 3,3 Grad. Der sogenannte Endanflugpunkt (Final Approach Point) befindet sich unverändert auf einer Höhe von 5000 Fuss über Meer. Die Flugzeuge müssen sich also spätestens auf dieser Höhe auf dem Gleitpfad befinden. Skyguide teilt dazu mit, dass die Maschinen so lange wie möglich – gemäss der bisherigen Praxis – auf 6000 Fuss geführt würden. Je nach Verkehrssituation könne es jedoch vorkommen, dass Flugzeuge früher auf den Endanflugpunkt eindrehen und absinken.

ILS 28 durch Baustopp verzögert

Die Inbetriebnahme des ILS für die Piste 28 war seitens der Flughafenbetreiberin für Ende Oktober 2005 vorgesehen. Ob dieser Termin eingehalten werden könne, stehe zurzeit noch nicht fest, schreibt Unique. Durch den aufgrund von Einsprachen vorübergehend verhängten Baustopp sei eine Bauverzögerung entstanden.

Gegen die als Folge der 213. Deutschen Verordnung eingeführten Südanflüge und die vermehrten Ostanflüge sowie gegen das ILS auf beiden Pisten sind Tausende von Einsprachen eingegangen. Den Beschwerden wurde die aufschiebende Wirkung durch die Bundesbehörden jedoch aberkannt.