Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Südstarts – Der Süden verliert im Fluglärm-Poker an allen Fronten

ZZ 23.08.2017


Für die Gemeinden im Süden des Flughafens Zürich ist der schlimmste Fall eingetroffen: Pro Jahr wird es bis zu 13 000 Südstarts geradeaus geben. Der Bundesrat hat am Mittwoch den überarbeiteten Entwicklungsplan für den Flughafen genehmigt ohne auf die Einwände aus der Region Zürichsee einzugehen.

Jetzt ist es definitiv. Nach dem vor 15 Jahren eingeführten Südanflug kommt nun auch der Südstart geradeaus. Das hat am Mittwoch der Bundesrat mit dem für die Entwicklung des Flughafens Zürich massgeblichen zweiten Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL 2) beschlossen.

In Zukunft soll auf der Piste 16 bei Bise und Nebel abgeflogen werden. Das bedeutet pro Jahr rund 8000 Südstarts wegen Bise und etwa 5000 bei Nebel. Der Bundesrat begründet seinen Beschluss mit «der Verbesserung der Sicherheitsreserven». Wenn bei Bise und Nebel in Richtung Süden gestartet werde, verringere sich die Gefahr kreuzender Flugzeuge – auf dem Boden und in der Luft.

Kanton nur teilweise erhört

Nur in einem Punkt hat der Bundesrat seinen Entwurf nach dem Vernehmlassungsverfahren angepasst. Auf Antrag des Kantons Zürich wird nach dem Südstart auf die Rechtskurve direkt über dem Stadtzentrum verzichtet. Kein Gehör fand der Zürcher Regierungsrat mit seinem Veto gegen Südstarts bei Nebel.

«Der Bundesrat fährt mit der Dampfwalze über eine ganze Region.»Fluglärmforum Süd

Starts bei Nebel bedeuteten nie einen Sicherheitsgewinn, kommentierte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) im Februar die Stellungnahme des Kantons zu SIL 2.

Die grössten Verlierer von SIL 2 sind aber die Gemeinden im Süden des Flughafens. Dazu zählen die Bezirke Meilen und Horgen. All ihr Widerstand und jener von 4500 Privaten aus der Region blieb ungehört. Im Zentrum stand neben der zusätzlichen Lärmbelästigung und erhöhter Gefährdung eines dicht besiedelten Gebiets die Kritik, wonach dem Flughafen mit SIL 2 ungebremste Kapazitätserhöhungen ermöglicht würden.

Schneiser fürchten Aufstand

Noch schlimmer: Zu den erwarteten 13 000 Südstarts erhält die Region Zürichsee nun auch den Fluglärm, der sich gemäss erstem Entwurf mit der Rechtskurve über Zürich hätte nach Westen verflüchtigen sollen.

Entsprechend geharnischt fallen die Reaktionen aus. Der Zumiker Gemeindpräsident Jürg Eberhard (FDP) hätte nicht erwartet, «dass wir zum Flughafen gar nichts zu sagen haben.» Der Präsident des Vereins Flugschneise Süd Nein, Matthias Dutli sagt: «Ich befürchte einen Aufstand der Zürcher Bevölkerung, wenn die Südstarts tatsächlich eingeführt werden», Die Stadt Rapperswil-Jona verzichtet laut Stadtrat Thomas Furrer (parteilos) auf eine Stellungnahme und verweist auf das Fluglärmforum Süd. Dieses ist empört und schreibt: «Der Bundesrat fährt mit der Dampfwalze über eine ganze Region». (Zürichsee-Zeitung)

Reaktionen

Stadt und Kanton Zürich kritisieren Südstarts geradeaus bei Nebel

Der Zürcher Regierungsrat und der Stadtrat von Zürich sind erleichtert, dass der Bundesrat auf die ursprüngliche Flugroute direkt über das Stadtzentrum von Zürich verzichtet, wie sie in ihren Stellungnahmen zum angepassten SIL-Objektblatts für den Flughafen Zürich schreiben.

Der Zürcher Stadtrat nimmt aber mit Unverständnis zur Kenntnis, dass mit der SIL-Anpassung regelmässige Südstarts geradeaus bei Nebel und Bise möglich sind. Nach Ansicht des Regierungsrates bleibt insbesondere die Notwendigkeit von Südstarts geradeaus bei Nebel «nach wie vor unzulänglich begründet».

Der Stadtrat begrüsst es, dass die Südstarts geradeaus über Mittag und die «Bellevue-Kurve», die langgezogene Rechtskurve in geringer Höhe über die Zürcher Innenstadt, vom Tisch sind, wie er in seiner Mitteilung schreibt. Der Tiefflug über dichtest besiedeltes Gebiet im Süden des Flughafens sei lärmtechnisch die schlechteste aller Variante. Südstart geradeaus müssten die Ausnahme bleiben.

Dass der Bundesrat dem Antrag des Kantons, den Einsatz des neuen Bisen- und Nebelkonzeptes jährlich in einem Monitoring auszuweisen, nicht entsprochen hat, wird von Regierungs- und Stadtrat kritisiert.

Der Regierungsrat anerkennt in seiner Stellungnahme, dass die im geänderten SIL-Objektblatt vorgesehenen Massnahmen einen positiven Beitrag zur Erhöhung der Sicherheitsmarge des Flugbetriebs leisten.

Er erhofft sich auch, dass die im Zürcher Flughafengesetz postulierte siebenstündige Nachtruhe künftig besser eingehalten wird. Der Bundesrat habe auf Antrag des Kantons ein neues Ziel formuliert, wonach Massnahmen zum Abbau der Verspätungen nach 23 Uhr zu treffen sind.

Kanton muss Richtplan anpassen

Im Kanton Zürich muss nun der kantonale Richtplan aufgrund der Änderungen im SIL-Objektblatt angepasst werden. Der Regierungsrat werde in einem nächsten Schritt die gesetzlich geforderten Mitwirkungsrechte zu Anpassung des Richtplans durchführen und dann dem Kantonsrat einen Antrag stellen. (sda)