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Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Thomas Renggli kandidiert für den Gemeinderat Maur

Vom kritischen Beobachter zum Kandidaten – eine ungewöhnliche Wendung

Thomas Renggli, bekannter Journalist und Herausgeber der «Maurmer Zeitung», kandidiert als Parteiloser für den Gemeinderat von Maur. Die Wahlen finden im kommenden Frühjahr für die Amtsperiode 2026 bis 2030 statt. Seine Kandidatur sorgt für Aufsehen – nicht nur wegen seines journalistischen Hintergrunds, sondern auch wegen der konfliktreichen Vorgeschichte mit der Gemeinde.

Von der «Maurmer Post» zur eigenen Zeitung

Der 53-jährige Renggli, der fast sein ganzes Leben in Maur verbracht hat, war von Mai 2023 bis März 2024 interimistischer Chefredaktor der gemeindeeigenen Wochenzeitung «Maurmer Post». Die Publikation kostet die Steuerzahler jährlich rund 300’000 Franken. Nach eigenen Angaben machte Renggli eine Zeitung für die Leser und nicht für den Gemeinderat – eine Haltung, die letztlich zum Bruch führte.

Nach einem Bericht über einen tragischen Todesfall wurde sein Stellvertreter Christoph Lehmann nach 15-jähriger Tätigkeit freigestellt, und Rengglis befristeter Vertrag wurde nicht verlängert. Der Gemeindepräsident erwähnte zwar, man sei mit Rengglis publizistischem Leistungsausweis zufrieden gewesen, doch hätten zwischenmenschliche Aspekte zur Nichtverlängerung geführt.

Als Reaktion gründete Renggli die «Maurmer Zeitung», die seit Juni 2024 zehnmal jährlich erscheint und kritisch über die Gemeindepolitik berichtet. Rund 200 Maurmerinnen und Maurmer hatten sich für ein unabhängiges Printprodukt ausgesprochen. Die Zeitung wird über Werbung, Spenden und einen Verein finanziert.

Mehr als ein Racheakt

Seine Kandidatur kam zustande, weil es zunächst nur sieben Kandidaten für die sieben Sitze gab – Renggli wollte den Wählern eine echte Auswahl bieten. Den Vorwurf, seine Kandidatur sei ein Racheakt, weist er entschieden zurück. Mit seinem journalistischen Hintergrund und seiner Lebenserfahrung könne er etwas für das Gemeinwesen beitragen.

Vor seiner Zeit bei der «Maurmer Post» machte sich Renggli als renommierter Sportjournalist einen Namen. Er arbeitete für die NZZ, den Blick und die Schweizer Illustrierte und verfasste mehrere Bücher über Schweizer Eishockey und Sportpersönlichkeiten.

Politische Positionierung

Politisch bezeichnet sich Renggli als „eingemitteter Linker“, vertritt aber durchaus bürgerliche Positionen: Er steht für das Gewerbe ein, ist gegen Geldvernichtung und ausufernde Bürokratie. Als Sportjournalist liegt ihm besonders der Sport am Herzen – konkret fordert er einen Kunstrasenplatz für den FC Maur.

Ob Rengglis Kandidatur erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Seine kritische Berichterstattung hat ihm sowohl Unterstützer als auch Kritiker eingebracht. Die Maurmer Wählerinnen und Wähler werden im Frühjahr entscheiden, ob sie dem unabhängigen Journalisten auch politisches Vertrauen schenken.

Quellen

MZ 31.10.2025 – Journalist Thomas Renggli will in den Gemeinderat

MZ 31.10.2025 – Stellungnahme zur Kandidatur von Thomas Renggli