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Betroffenheitspolitik des Maurmer Gemeinderats bei Sponstürli-Tragödie ist unglaubwürdig

Bei der Sponstürli-Tragödie bedient sich der Gemeinderat Maur der bekannten Betroffenheitspolitik und macht sich damit unglaubwürdig.

Der Gemeinderat Maur gab als Grund für die fristlose Entlassung des stv. Chefredaktor der Maurmer Post, Christoph Lehmann an, die von ihm interviewte Elisabeth Brüngger hätte im beanstandeten Artikel “Tod im Sponstürli” den Mitarbeitern des Bauamts eine indirekte Mitschuld am Tod eines Maurmer Bürgers zugewiesen und er hätte das dann in der Maurmer Post ohne Gegendarstellung veröffentlicht.

Damit lenkt der Gemeinderat vom eigentlichen Problem ab, nämlich dass er sich schon weit vor der Sponstürli-Tragödie mit den beiden Chefredaktoren auf persönlicher Ebene verkracht hat. Die Bestürzung und Empörung ist nicht glaubhaft.

Ein Faktencheck des Interviews mit Elisabeth Brüngger, sowie der Gegendarstellung des Maurmer Gemeinderats, abgestützt auf die beiden erschienen Artikel in der Maurmer Post als Ausgangspunkt, bringt etwas mehr Licht ins Dunkel und gibt einen guten Einblick in die Betroffenheitspolitik des Maurmer Gemeinderats.

Ausgangspunkt des Eklat

Elisabeth Brüngger – Interview MP 11.März 2024

Weshalb kam niemand vorbei?

«Ich mache dem Gemeindebauamt zum Vorwurf, dass niemand vorbeikam, um sich diese Bagatelle vor Ort anzusehen.» Für das Unbegreifliche fehlen die Worte. Einen Baustopp ohne Besuch und Augenschein vor Ort und ohne ihren Bruder anzuhören und nach seiner Meinung zu fragen, sondern einseitig nur gemäss Angaben der einen Partei zu erlassen, sei definitiv unverhältnismässig. Abgesehen davon sei der rechtliche Inhalt falsch.

Die Mitarbeiter auf dem Amt hätten jedenfalls mit ihrem willfährigen Vorgehen den Eigentumswahn des Täters befeuert und die Eskalation der Ereignisse so indirekt provoziert, indem ihm vorerst mündlich die Auskunft erteilt wurde, dass der Baustopp erfolge.

Gemeinderat Maur – Gegendarstellung MP 15.März

Die Mitarbeitenden der Abteilung Hochbau und Planung haben aus Sicht des Gemeinderats umsichtig und korrekt gehandelt. Anders als im Artikel behauptet, war ihr Handeln keinesfalls «willfährig» [Bedeutung gem. Duden: ohne sich Gedanken zu machen, (würdelos) den Absichten anderer dienend]. Den Bau zu stoppen und die Rechtslage in einem ordentlichen Bewilligungsverfahren zu klären, war das einzig richtige Vorgehen. Die Mitarbeitenden konnten ausserdem nicht wissen, dass das Bauprojekt offenbar im Kontext einer ernsten Familienangelegenheit stand. Auch eine Eskalation, in der letztlich ein Mensch gestorben ist, konnten sie nicht vorhersehen.

Der Gemeinderat erachtet es als Zumutung, den Mitarbeitenden der Abteilung Hochbau und Planung, aufgrund eines Baustopps, öffentlich die Mitschuld am Tod eines Ortsbürgers zu unterstellen.

Interview und Gegendarstellung im Faktencheck

Elisabeth Brüngger hatte trotz einer schwierigen Stresssituation, ihre Emotionen im Interview mit der Maurmer Post erstaunlich gut im Griff. Eine Nadelspitze gegen das Bauamt konnte sie sich allerdings, als ehemalige Hochbauvorsteherin, dennoch nicht verkneifen.

Sie riet dem Bauamt jeweils vor einer einschneidenden Verfügung, wie es ein Baustopp ist, doch noch kurz vorher einen Augenschein vor Ort zu nehmen. Damit hatte sie völlig recht, weil so lassen sich viele Probleme schon vor Ort lösen.

Ihre Absicht war nicht, das Bauamt grundlos zu kritisieren, sondern dass es zukünftig aus dem schlimmen Ereignis und dessen Folgen lernen würde. Formell hat das Bauamt zwar richtig gehandelt, aber vom Gemeindehaus aus bis zum Sponstürli sind es für einen Augenschein zu nehmen, mit dem Auto weniger als 10 Minuten. Dadurch wird unnötige Bürokratie vermieden, allfällige Missverständnisse können leicht ausgeräumt werden und letztendlich profitieren alle Beteiligten davon.

Bei der Wortwahl mit dem “willfährigen” Vorgehen hat sich Elisabeth Brüngger vielleicht ein wenig vergriffen, aber man muss das Ganze auch im Zusammenhang sehen. Der Gemeinderat machte wegen dieser Lapalie, aus einer Fliege gleich einen Elephanten. Das nennt sich auch Betroffenheitspolitik.

Bei einem tragischen Fall wie Sponstürli spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle, bis es schliesslich zur Eskalation kommt. Ein Faktor von vielen, wie von Elisabeth Brüngger vermutet, kann durchaus der fehlende Augenschein gewesen sein. Wir wissen es schlussendlich nicht. Das ist aber noch lange nicht eine Unterstellung von Mitschuld eines Mitarbeiters des Bauamts am Tod eines Bürgers, wie vom Gemeinderat fälschlicherweise behauptet wurde. Der Gemeinderat macht sich damit unglaubwürdig.

Die Betroffenheitspolitik des Maurmer Gemeinderats ist nicht glaubhaft.