Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Der Kerosinpreis ist auf Höhenflug

TA 17.02.2022

Flugzeugtreibstoff kostet so viel wie schon lange nicht mehr. Trotzdem erhöhen die Fluggesellschaften ihre Preise nicht. Noch nicht.

Die grosse Zeit der Schnäppchenjäger ist vorbei: Wer fliegen will, muss bald wieder tiefer ins Portemonnaie greifen. Darauf weist Fahmi Mahjoub hin, der Leiter des Fluggeschäfts von Air France-KLM in Grossbritannien und Irland. Aus zwei Gründen, wie er in einem Gespräch mit der BBC hervorhebt: Flughäfen haben die Gebühren angehoben. Und: Die Kosten für Kerosin schiessen in die Höhe.

Tatsächlich ist der Flugzeugtreibstoff mit 2.79 Dollar pro Gallone so teuer wie seit acht Jahren nicht mehr. Und dies, obwohl noch immer weniger geflogen wird als vor der Pandemie und der Treibstoffbedarf entsprechend kleiner ist. Zum Vergleich: Nachdem der globale Personenverkehr im Jahr 2020 weitgehend zum Erliegen kam, konnte man die Gallone zum Spottpreis von 41 US-Cent kaufen. Heute bezahlt man dafür knapp siebenmal mehr.

Werden die Flugpreise deshalb bald steigen? Unmittelbar kriegen die Reisenden die Kostenexplosion beim Kerosin nicht zu spüren. Und auch die Fluggesellschaften kaum: Sie sichern sich in der Regel mit langfristigen Verträgen ab. Mit dem sogenannten Fuel Hedging versuchen sie, ihr Risiko bei einer plötzlichen Kostensteigerung zu minimieren. Ein Bespiel: Easyjet kauft einen grossen Teil des Treibstoffs im Voraus. Derzeit sind laut dem Unternehmen 60 Prozent der Treibstoffkosten bis Ende September zu 504 US-Dollar pro 1000 Liter abgesichert. Ohne diese langfristigen Verträge würden aktuell dafür fast 700 Dollar fällig.

Bei der Lufthansa Group, zu der auch die Swiss gehört, kommt eine «regelbasierte Treibstoffpreissicherung mit einem Zeithorizont von bis zu 24 Monaten» zum Einsatz, wie Mediensprecher Jörg Waber sagt. Wegen der Sperrfrist vor der Publikation des Jahresabschlusses äussert er sich nicht dazu, wie sich die Ticketpreise für die Reisenden mittelfristig entwickeln werden. Er macht aber klar: Die Ausgaben fürs Kerosin sowie fürs Personal stellen die grössten Kostenblöcke für die Airlines dar. Es ist also zu erwarten, dass die höheren Treibstoffkosten weitergegeben werden – sofern der Markt dies zulässt. «In kaum einer anderen Branche haben Angebot und Nachfrage in Verbindung mit Wettbewerb eine so starke, dynamische und schnelle Auswirkung auf die Preise», sagt Waber.

«Aktuell stehen die Flugpreise immer noch unter Druck, was gegen eine Erhöhung spricht.»

Simon Benz, Mediensprecher der Fluggesellschaft Helvetic

Ähnlich tönt es beim kleinen Konkurrenten: «Wir gehen für die kommenden Monate von höheren Kerosinpreisen aus», sagt Simon Benz, Mediensprecher der Fluggesellschaft Helvetic. Letztlich bestimme aber der Markt, ob diese weiterverrechnet werden können. «Aktuell stehen die Flugpreise immer noch unter Druck, was gegen eine Erhöhung spricht. Gerade auch in den Sommermonaten erwarten wir einen starken Preiskampf.» 

Andererseits: Sollte die Pandemie wirklich auslaufen, dürften viele Leute vom Reisefieber gepackt werden. Die Fluggesellschaften haben aber ihr Angebot in der Krise reduziert. Und einige können nicht beliebig schnell wieder hochfahren, weil ihnen das Personal fehlt. Dann würde der Platz in den Flugzeugen zur Hauptreisesaison knapp – und die Fluggesellschaften könnten an der Preisschraube drehen. 

Wie sich die Situation entwickelt, ist schwierig abzuschätzen. Fahmi Mahjoub von Air France-KLM rät den Kundinnen und Kunden im eingangs zitierten Gespräch wenig überraschend und vielleicht auch nicht ganz eigennützig, ihre Flugtickets möglichst früh zu kaufen. So profitierten sie von den aktuell noch tiefen Preisen.