Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Der Südstart in Kloten kommt

TA 27.09.2016

Etliche Gemeinden im Süden des Flughafens werden bei Bise und Nebel künftig mehr Flugbewegungen ertragen müssen. So will es der Bund.

Christian Hegner, der Direktor des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl), hat den Medien heute den mit Spannung erwarteten zweiten Teil des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) präsentiert. Der SIL bildet die Grundlage für das künftige Betriebsreglement. Und er hat es in sich: Künftig wird der Südstart geradeaus bei Bise und Nebel möglich. Gerechnet wird mit etwa 13’000 solchen Starts pro Jahr.

Mit seiner Vorgabe kommt der Bund den Anwohnern der betroffenen Zürcher Gebiete gleichzeitig etwas entgegen: Bei der Ausarbeitung war auch die Variante erwogen worden, Südabflüge geradeaus während der Spitzenzeiten oder «über den ganzen Tag hinweg» zuzulassen. Davon sieht das Bazl nun «aufgrund der zu erwartenden deutlichen Zunahme der Lärmbelastung» ab.

Der SIL wird nun öffentlich aufgelegt. Private können sich bis am 8. November dazu äussern, die Gemeinden einen Monat länger und der Kanton bis Ende Januar. Im Juni 2017 wird der Bundesrat dann definitiv entscheiden.

Keine Kreuzungen, keine Verspätungen

Gemäss dem heute geltenden Betriebsreglement starten nur Grossraumflugzeuge auf der Piste 16 nach Süden. Um das dortige, dicht besiedelte Gebiet zu schonen, drehen die Maschinen unmittelbar nach dem Start nach links ab. Der Haken an diesem Verfahren: Es beinhaltet mehrere gefährliche Kreuzungen.

Die erste Kreuzung ist jene mit der Hauptstartpiste 10/28, auf der kleinere Maschinen abheben. Danach führt der Flugweg genau durch den Korridor, den ein Flugzeug nehmen muss, wenn es den Anflug auf die links der Piste 16 liegende Piste 14 abbrechen und durchstarten muss. Um die Möglichkeit einer Kollision zu verringern, werden deshalb bei einem Südstart alle anderen Pisten gesperrt. Das führt vor allem bei Bise und Nebel regelmässig zu Verspätungen.

Neu starten bei solchen Wetterlagen alle Flugzeuge auf Piste 16, die Piste 10/28 wird dann gesperrt. Auch die frühe Linkskurve entfällt, erst in der Region Greifensee drehen die Maschinen ab. Ausnahme sind Flugzeuge, deren Destination im Westen liegt, sie drehen schon kurz nach dem Start nach rechts ab. Mit dem neuen Start fallen alle gefährlichen Kreuzungen weg. Das Verfahren bringt namentlich den Südgemeinden bei Bise und Nebel deutlich mehr Flugbewegungen. Dennoch soll gemäss Berechnungen des Bazl die Region, die Lärm über dem Grenzwert zu ertragen hat, nicht grösser werden als heute. Klar ist aber auch: Wenn der neue SIL nun öffentlich aufgelegt wird, ist mit einer grossen Zahl von Einsprachen zu rechnen.

Längere Pisten für stabileren Betrieb

Ein zweiter, politisch sehr umstrittener Teil des SIL sind die Verlängerungen der Piste 28 (Richtung Westen) und der Piste 32 (Richtung Norden). Diese sollen den Flugbetrieb beim Ostanflug stabiler machen. Laut dem Flughafen Zürich wären die Pistenverlängerungen zwingend, sollte Deutschland den Staatsvertrag mit der Schweiz ratifizieren und damit die Sperrzeiten über Deutschland verlängern. Aber auch ohne Staatsvertrag zieht der Flughafen den Bau zumindest in Betracht, weil er «betrieblich Sinn macht», wie Flughafensprecherin Sonja Zöchling sagt. Das letzte Wort dazu hat freilich das Zürcher Stimmvolk.

Heute wird der Ostanflug abends während der deutschen Sperrzeiten geflogen, an Werktagen ab 21 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ab 20 Uhr. Mit dem neuen Staatsvertrag würde schon ab 18 Uhr von Osten her angeflogen. Hauptproblem beim Ostanflug: Die Piste 28 ist für die Landung grosser Maschinen bei Nässe und wenig Wind zu kurz. Wenn deren Piloten dies verlangen, muss die Flugsicherung dann auf den Südanflug umstellen, was sehr umständlich ist.