Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Der Swiss geht das Personal wegen Krankheitsfällen aus

20min 22.07.2021

An den Wochenenden kämpft die Airline mit Personalknappheit. Grund dafür sind mehr Krankheitsfälle. Jetzt muss die Crew an freien Tagen arbeiten.

Darum gehts

  • Der Swiss fehlt das Personal an Bord.
  • Viele Flugbegleiter und Flugbeleiterinnen melden sich zurzeit krank.
  • Schuld daran ist die Corona-Impfung. Es gibt aber auch Terminüberschneidungen mit Nebenjobs.
  • Laut der Gewerkschaft Kapers fehlt es den Mitarbeitenden aber nicht an Motivation für den Job an Bord.

Die Sommerferien locken viele ins Ausland. Besonders an den Wochenenden wird darum wieder vermehrt geflogen. Die Swiss will nun bis Spätsommer ein Angebot von 55 Prozent des Vorkrisenniveaus anbieten können. Doch jetzt fehlt das Personal.

Teamchefs riefen darum ihre Crewmitglieder an und baten sie, auf ihre freien Tage zu verzichten, wie der «Tagesanzeiger» schreibt. Denn bereits jetzt mussten Flüge mit weniger Flugbegleitern und Flugbeleiterinnen starten. Flüge mussten wegen der Personalknappheit jedoch noch nicht gestrichen werden.

Laut Swiss habe die aktuelle Situation nichts mit der Massenentlassung zu tun. Die Einsatzplanung sei durch Corona-Impftermine beeinträchtigt worden. Denn Swiss-Mitarbeitende erhalten für jeden Impftermin pauschal zwei Tage frei.

Zudem verzeichnet die Swiss laut «Tagesanzeiger» eine 50-prozentige Zunahme der ungeplanten, kurzfristigen Krankheitstage gegenüber Juni: Viele Crewmitglieder tauchen ohne Abmeldung nicht zur Arbeit auf oder melden sich krank.

Nebenjobs sorgen für Terminüberschneidung

Dass es zu so vielen Krankmeldungen kommt, liegt sicher auch an der kurzfristigen Planänderungen. Denn die Swiss bietet wieder zusätzliche Flüge an, wie etwa die Extraflüge an die Schweizer EM-Spiele Anfangs Juli. Ein weiterer Grund: Viele Angestellte haben sich in der Pandemie Nebenjobs gesucht, um das tiefe Gehalt aufzubessern. Jetzt kommt es zu Terminüberschneidungen.

Kurzfristige Absenzen in den Sommerferien sind laut Swiss nicht ganz neu. Allerdings seien sie dieses Jahr sehr ausgeprägt. Das hänge wohl damit zusammen, dass die Mitarbeitenden durch die Pandemie vorsichtiger wurden und sich bei Symptomen schneller krank melden.

Arbeiten aus Leidenschaft

Die Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers weiss laut eigenen Aussagen nichts von den überdurchschnittlich vielen Krankheitsfällen. «Uns war bisher nur bekannt, dass Flüge an den Wochenenden mit zu wenig Besatzung starten mussten», sagt eine Sprecherin zu 20 Minuten.

Dass viele Crew-Mitglieder zurzeit einen Nebenjobs haben, sei bekannt. Denn das ist immer noch erlaubt. Verleitet das nicht eher dazu, den Beruf zu wechseln? «Nein, die Leute sind sich gewohnt, wenig zu verdienen. Es ist ein Tieflohnsegment», erklärt die Sprecherin.

Es sei eine spezielle Branche: «Die Leute arbeiten aus Leidenschaft.» So wollen viele, die ihren Job bei der Swiss verloren haben (siehe Box), auch wieder zurück – sobald die Airline wieder einstellt, heisst es vonseiten Kapers.

So baut die Swiss ab

Weil die Swiss mit einem nachhaltigen Nachfrage-Rückgang rechnet, restrukturiert CEO Dieter Vranckx die Airline. So soll die Flugzeug-Flotte um 15 Prozent verkleinert werden. Zudem soll die Swiss pro Jahr 500 Millionen Franken weniger ausgeben. Davon sollen 200 Millionen mit personellen Massnahmen gespart werden. Bis Ende 2021 will das Unternehmen insgesamt rund 1700 Vollzeitstellen, beziehungsweise über 20 Prozent abgebaut haben – davon zwei Drittel über freiwillige Massnahmen und durch natürliche Fluktuation.