Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Ganzer Verkehrssektor der Schweiz hat nur einen Anteil von 3,7% am BIP

Der BAK-Bericht vom Mai 2004 «Die internationale Verkehrsanbindung der Schweiz in Gefahr?» kommt zum Schluss, die gute Anbindung der Region Zürich sei eine Folge des wirtschaftlichen Erfolgs der Region und nicht seine Voraussetzung. Aus dieser Sicht seien staatliche Unterstützungsmassnahmen für die Fluggesellschaft Swiss nicht zu rechtfertigen.

Gleichzeitig wende die Schweiz im internationalen Vergleich einmalig hohe Summen für die Transportinfrastruktur auf. Die Investitionen dafür betragen gemäss OECD 1,5% des BIP und damit mehr als in jedem anderen Industrieland.

Die Schweiz, so meinen die Autoren, habe die teuerste Verkehrsinfrastruktur weltweit, ohne dass sich dies in einer entsprechenden Erreichbarkeit der wirtschaftsstarken Zentren niederschlagen würde.

Neue Zürcher Zeitung; 17. Juni 2004

Auszug

Zürich – nur per Luftweg zu erreichen

Studie zur verkehrsmässigen Anbindung der Schweiz

Trotz der Bedeutung des Flugverkehrs für die Region Zürich stufen die Autoren die Rolle der Swiss nicht als besonders hoch ein. An der generell guten Erreichbarkeit der schweizerischen Wirtschaftsmetropole würde sich nicht viel ändern, wenn das Angebot der Swiss noch weiter ausgedünnt würde. Vor allem die rentablen Strecken würden nämlich von anderen Gesellschaften übernommen. Im Sinn eines Worst-Case-Szenarios haben die BAK-Ökonomen dennoch analysiert, was geschähe, wenn alle Flüge der Swiss gestrichen und von keiner anderen Gesellschaft übernommen würden. Die Auswirkungen wären vor allem bei der interkontinentalen Anbindung keinesfalls gravierend. Zürich verlöre rund fünf Indexpunkte und käme hinter Mailand, aber noch vor Madrid, Hamburg und Berlin zu liegen. Deutlichere Auswirkungen hätte ein Wegfall der Swiss- Flüge für die europaweite Erreichbarkeit. Hier würde Zürich ungefähr acht Punkte und Basel sogar zehn Punkte verlieren. Zürich käme damit ungefähr auf denselben Indexwert wie Berlin.

Dass die Erreichbarkeit innerhalb Europas so stark von den Swiss-Flügen abhängt, liegt daran, dass im innereuropäischen Verkehr schnelle Direktflüge wichtiger sind als bei interkontinentalen Reisen. Abgesehen davon zeigen sich hier auch noch einmal die Defizite im Schienenverkehr, denn bei mittellangen Strecken sind die Hochleistungszüge durchaus mit dem Flugverkehr konkurrenzfähig. Weiter betonen die Autoren ein ums andere Mal, dass dieses Worst-Case-Szenario kaum eintreffen wird, denn andere Fluggesellschaften würden die attraktiven Routen – also solche, für die eine ausreichende Nachfrage besteht – bald übernehmen.

Die gute Anbindung der Region Zürich sei somit eine Folge des wirtschaftlichen Erfolgs der Region und nicht seine Voraussetzung. Aus dieser Sicht seien staatliche Unterstützungsmassnahmen für die Fluggesellschaft Swiss nicht zu rechtfertigen.

Einmalig teuer

Ein Kapitel der Studie ist der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Verkehrs gewidmet. Gemäss den Berechnungen betrug die Wertschöpfung des Verkehrssektors im Jahr 2002 15 Mrd. Fr. Dies entsprach einem Anteil von 3,7% an der Gesamtwirtschaft. Der Sektor hat mit rund 160 000 Angestellten auch eine gewichtige Bedeutung für die Beschäftigung. Die Löhne im Verkehrssektor sind allerdings vergleichsweise niedrig, was vor allem an der geringen Arbeitsproduktivität liegt. Diese wird von den Autoren wiederum auf den mangelnden Wettbewerb und die internationale Abschottung zurückgeführt, die zum Beispiel dank der 28-t-Limite für Lastwagen oder dem Cabotage-Verbot aufrechterhalten werden kann.

Gleichzeitig wendet die Schweiz im internationalen Vergleich einmalig hohe Summen für die Transportinfrastruktur auf. Die Investitionen dafür betragen gemäss OECD 1,5% des BIP und damit mehr als in jedem anderen Industrieland. Diese hohen Investitionen lassen sich nicht allein mit der Topographie rechtfertigen, denn im ähnlich gebirgigen Österreich betragen die Verkehrsinvestitionen nur 0,5% des BIP.

Die Schweiz, so meinen die Autoren, habe die teuerste Verkehrsinfrastruktur weltweit, ohne dass sich dies in einer entsprechenden Erreichbarkeit der wirtschaftsstarken Zentren niederschlagen würde.

*«Die internationale Verkehrsanbindung der Schweiz in Gefahr?
Volkswirtschaftliche Beurteilung der Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz und seiner Regionen». BAK Basel Economics, Mai 2004
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Kommentar

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der erst im April 2020 erschienene Artikel “Die wirtschaftliche Bedeutung des Flugverkehrs wird überschätzt!”. Dort geht es u.a. auch darum, was bei der Wirtschaftsleistung BIP unter «induzierte» und «katalytische» Effekte beim Flugverkehr hinzugezählt wird oder eben nicht. So werden beispielsweise Gelder, welche durch Schweizer Flugzeug-Touristen ins Ausland fliessen, bei den katalytischen Effekten nicht berücksichtigt, resp. abgezogen. Der Autor dort geht anhand von Übernachtungsstatistiken davon aus, dass dies insgesamt sogar einen negativen, katalytischen Effekt zur Folge hätte.