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Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Internes Schreiben zeigt: Probleme bei der Flugzeugwartung bereiten der Swiss Sorgen

AZ 30.3.2019

Die Airline sorgt sich über sicherheitsrelevante Mängel bei der Wartung ihrer Flugzeuge im Ausland – nun muss sie reagieren.

Rekordumsatz, Rekordgewinn, Rekordpassagierzahl: Als die Swiss vor zwei Wochen ihre Jahreszahlen den Medien präsentierte, stand in erster Linie die erfolgreiche Bilanz im Fokus. Zudem sprach Swiss-Chef Thomas Klühr über die Klima-Debatte und die Kapazitätsengpässe in Zürich und bei den Fluglotsen in Europa. Doch es gibt ein weiteres Thema, das die Swiss-Führungscrew derzeit beschäftigt. Dass es bei der Medienkonferenz keine Erwähnung fand, überrascht nicht. Denn das Thema ist sensibel. Es geht um die Sicherheit.

Vor einigen Tagen hat die Lufthansa-Tochter intern über Probleme bei der Flugzeugwartung informiert, die man mit zunehmender Sorge beobachte. Diese Zeitung hat Kenntnis von dem Schreiben. Wie verschiedene Quellen bestätigen, ist darin die Rede von mehreren, zum Teil gar sicherheitsrelevanten Qualitätsmängeln, zu denen es in den vergangenen Wochen bei den Unterhaltsarbeiten, den so genannten Maintenance-Checks, von Langstreckenmaschinen gekommen ist.

Kleinere Maintenance-Arbeiten werden zwar regelmässig von der Swiss in Eigenregie in Zürich durchgeführt. Doch für die grossen Checks, für welche die Swiss nicht lizenziert ist, müssen die Airbus-Flugzeuge, die Boeing-777- sowie die neue C-Series von Bombardier seit Herbst nach Ljubljana, Slowenien, und nach Amman, Jordanien. Zu den erwähnten sicherheitsrelevanten Mängeln ist es bei der jordanischen Firma Joramco gekommen.

Abbau bei SR Technics

Der Grund, dass die grossen Checks nicht mehr in Zürich stattfinden, hat mit dem bisherigen Partner zu tun, der ehemaligen Swissair-Tochter SR Technics. Diese wurde 2016 vom chinesischen Konglomerat HNA übernommen. Doch auch die Chinesen brachten die schrumpfende SR Technics nicht auf Wachstumskurs. Im Gegenteil. Vergangenen Herbst stellte sie die sogenannte «Base Maintenance» für grosse Checks ein. Hunderte Mitarbeitende in Kloten fielen der neuen Strategie der Chinesen zum Opfer. Die Stellenzahl von SR Technics in Zürich sank damit auf rund 1300. Vor 15 Jahren waren es noch 4200.

Die Swiss sah sich in der Folge gezwungen, einen neuen Partner zu finden, der die grösseren Checks durchführen kann – und wurde in Slowenien und Jordanien fündig. Die Frage, ob die nun kritisierte Firma Joramco zum Zug gekommen ist, weil in Jordanien die Kosten tiefer liegen würden, und weshalb nicht die konzerneigene «Lufthansa Technik» die Arbeiten übernimmt, beantwortet ein Swiss-Sprecher nicht.

In Swiss-Kreisen wird ein Grund für den angeblichen Mangel an Alternativen genannt. Denn der Branche fehle es an Unterhaltsfirmen, die qualitativ genügen. In den vergangenen Jahren hätten insbesondere in Westeuropa zahlreiche Betriebe schliessen müssen. Kurzfristig gebe es zum Anbieter Joramco in Amman schlicht keine Alternative, wie die Swiss intern kommuniziert.

Mehr Kontrolle nötig

Deshalb wurden diverse Massnahmen definiert, um mit der neuen Situation umzugehen. Dazu gehört, dass die Swiss während der Checks deutlich mehr eigene Leute nach Amman schickt, um die Arbeiten zu überwachen. Mittelfristig wird laut Insidern zudem geprüft, ob und wie stark man künftig auf die Dienste in Jordanien setzen wolle.

Welche Konsequenzen die Wartungsprobleme für den Flugplan haben, wie gross der finanzielle Schaden ist, wie viele schwere Fälle es gab und ob auch Maschinen der Schwesterfirma Edelweiss betroffen sind, will die Swiss ebenfalls nicht sagen.

Man könne aber versichern, «dass sämtliche Swiss-Flugzeuge den strengen Vorgaben von Herstellern und Behörden entsprechen und sie zu keiner Zeit sicherheitsrelevante Mängel aufweisen». Da es sich um interne Angelegenheiten handle, wolle man keine weiteren Kommentare dazu abgeben.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt bestätigt, über die Schwierigkeiten bei Joramco informiert zu sein. Ein Sprecher sagt zudem, dass es deswegen zu Verzögerungen bei der Wartung und Auslieferung der Swiss-Flugzeuge gekommen sei.

Das Amt beurteile die Situation derzeit als unkritisch. Joramco werde durch die Behörden des Landes beaufsichtigt, welche die Standards der europäischen Agentur für Flugsicherheit erfüllten. Die Prozesse der Swiss würden vom Bundesamt überprüft. Die Sicherheit der Flotte müsse aber durch die Swiss selbst sichergestellt werden.

Anhang

Verschuldete Chinesen: Gategroup hat neuen Eigentümer

Der Airline-Caterer Gategroup gelangt in neue Hände. Die chinesische HNA-Gruppe verkauft ihre Anteile an zwei asiatische Finanzinvestoren, den Singapurer Staatsfonds Temasek und den Finanzinvestor RRJ Capital. Gategroup-CEO Xavier Rossinyol zeigt sich in einer Mitteilung «absolut begeistert» von seinen neuen Aktionären, die den Wert und das Wachstumspotenzial des Unternehmens erkannt hätten. Für Rossinyol und sein Management-Team dürfte der Verkauf auch privat ein äusserst lukratives Geschäft werden. Die Führungsriege von Gategroup ist im Besitz von 1,1 Millionen sogenannten «Phantom-Aktien», deren Wert mit der Steigerung des Unternehmenswertes zunimmt. Der Wert wird im aktuellen Geschäftsbericht mit 113 Franken pro Stück beziffert. Die Titel können nach einem Kontrollwechsel sofort in Bares umgetauscht werden. Mit Swissport und SR Technics besitzt HNA noch zwei weitere ehemalige Swissair-Betriebe. Auch diese stehen zum Verkauf. HNA war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Daniel Zulauf