Weiterschlafen trotz der frühmorgendlichen Südanflüge: 10’000 Wohnungen in Zürcher Gemeinden bekommen ein Fenstermotörchen oder eine Lüftung.
Der Flughafen Zürich muss dafür sorgen, dass die Anwohner, deren Häuser in der Südanflüge-Route liegen, zu ihrem Schlaf kommen. Betroffen sind Teile der Gemeinden Opfikon, Wallisellen, Zürich und Dübendorf werktags zwischen 6 und 7 Uhr und am Wochenende bis 9 Uhr. In dieser Zeit ist es laut einem Bundesgerichtsentscheid nicht möglich, im Schlafzimmer mit geöffnetem Fenster zu schlafen. Deshalb muss der Flughafen bei den Betroffenen Fenstermotörchen oder eine Lüftung einbauen lassen. Heute wurden diese beim Flughafen Zürich zum ersten Mal gezeigt.
«In den kommenden zwei Jahren werden rund 10’000 Schlafzimmer mit einem Fenstermotörchen oder einer Lüftung ausgerüstet», sagt Stefan Conrad, Chief Operation Officer Aviation, an der Besichtigung. Eigentümer haben die Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten. Die betroffenen Wohnungen liegen in den vier Gemeinden – Opfikon, Wallisellen, Zürich und Dübendorf. In jeder Wohnung wird ein Schlafzimmerfenster mit einem Antrieb oder einer Lüftung ausgestattet. Der Flughafen bringt die Motörchen auch bei Zimmern an, die erst in Zukunft als Schlafzimmer genutzt werden.
Hier sehen Sie, ob Sie Anspruch haben:
Anspruch haben nicht alle. So muss das Haus fürs Wohnen genutzt werden. Zudem gehen die Bewohner leer aus, die bereits durch das Programm 2010 Lärmschutzmassnahmen erhalten haben. Deshalb werden in Opfikon beispielsweise nur noch 28 Gebäude neu ausgestattet. Ausserdem muss die Liegenschaft vor 2011 gebaut worden sein, da später mit Lärmemissionen gerechnet werden musste.
Qual der Wahl
Der Flughafen bietet zwei Möglichkeiten bei den Motörchen – entweder mit oder ohne Verriegelung. Beide werden am Fensterrahmen montiert und verfügen über eine programmierbare Zeitfunktion. Zwar dauert das automatische Schliessen etwas, dafür ist der Vorgang sehr leise. Die Anwesenden mussten sehr genau hinhören, um den Ton wahrzunehmen. Etwas lauter ist das Öffnen. Mit zwei Handgriffen kann das Motörchen entfernt werden, damit das Fenster wieder vollständig geöffnet werden kann.
Auch bei den Lüftungen stehen zwei Geräte zur Auswahl. Entweder ein Lüfter, der die Frischluft durch die Aussenwand aufsaugt und sie seitlich wieder rauslässt. Oder ein Lüfter, der zusätzlich eine sogenannte Wärmerückgewinnung hat. Damit kann die Luft von aussen aufgewärmt werden. Diese Möglichkeit kostet den Eigentümer 850 Franken.
Gesamthaft kosten diese Anpassungen 8 Millionen Franken. Die Kosten werden getragen vom sogenannten Noise Fund des Flughafen Zürich. Nach einer WTO-Ausschreibung haben zwei deutsche Hersteller den Zuschlag bekommen. «Aber Schweizer Firmen werden den Einbau übernehmen», erklärt Edith Hug, Projektleiterin Lärmmanagement. Der Preis pro Motörchen oder Lüftung samt Einbau liegt bei rund 900 Franken.
Container on Tour
Heute gibt es die Motörchen und Lüftungen erst in einem Demonstrationscontainer. Dieser wird nun kommende Woche eine Tour durch die betroffenen Gemeinden machen, damit die Anwohner die Massnahmen anschauen können. In der nächsten Woche wird er in Opfikon bei der reformierten Kirche stehen. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
Erstellt: 22.07.2016, 17:42 Uhr