Christian Bretscher (Pro Flughafen) erklärt im Interview, wieso es die Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich braucht. Im März stimmt der Kanton darüber ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton Zürich wird am 3. März über Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich abgestimmt.
- Dadurch soll der Flugbetrieb sicherer und pünktlicher werden.
- Christian Bretscher vom Verein Pro Flughafen befürwortet den Ausbau.
Am 3. März wird im Kanton Zürich über die Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich abgestimmt. Beim Projekt sollen zwei Pisten um 400 respektive 280 Meter verlängert werden und so für mehr Sicherheit und Pünktlichkeit sorgen. Die anfallenden Kosten von 250 Millionen Franken würden vollständig von der Flughafenbetreiberin gedeckt.
Der Verein Pro Flughafen setzt sich für die Pistenverlängerungen ein. Im Interview spricht Christian Bretscher, Vizepräsident und Geschäftsführer von Pro Flughafen über die kommende Abstimmung.
Nau.ch: Wieso sollte die Zürcher Bevölkerung am 3. März für die Pistenverlängerung stimmen?
Christian Bretscher: Längere Pisten bedeuten mehr Sicherheit, mehr Pünktlichkeit und mehr Nachtruhe bei gleichbleibender Kapazität und ohne Einsatz von Steuergeldern. Auf den längeren Pisten kann künftig auch bei ungünstiger Witterung mit nahezu allen Maschinen wesentlich zuverlässiger gestartet und gelandet werden.
Das vermeidet Abweichungen vom Betriebskonzept, sorgt für weniger Verspätungen und damit auch für weniger Nachtflüge zum Verspätungsabbau.
Nau.ch: Ein Argument von Ihnen lautet, dass der Pistenausbau zu mehr Sicherheit führt. Gab es in letzter Zeit Vor- oder Zwischenfälle, die durch längere Pisten hätten vermieden werden können?
Bretscher: Die Pistenverlängerung ist eine Sicherheitsanforderung des Bundes. Sie ist eine zentrale Forderung der «Sicherheitsüberprüfung Flughafen Zürich», die 2012 nach einem Beinahe-Zusammenstoss vorgenommen wurde.
Es gibt keine anderen Massnahmen im Flugbetrieb, die dieselben Verbesserungen punkto Sicherheit und Reduktion von Verspätungen mit sich bringen. Diese Verbesserung der Sicherheit abzulehnen, weil bisher noch kein Unglück geschehen ist, ist zynisch und verantwortungslos.
Nau.ch: Laut Ihnen würde durch den Pistenausbau CO2 eingespart. Dies, weil sich «die Rollzeiten von Langstreckenflugzeugen zwischen den Gates und der Piste um 5 bis 10 Minuten» verkürzen würden. Kann beim Wegfallen von 5 bis 10 Minuten Rollzeit eines Langstreckenflugs von einer grossen CO2-Ersparnis gesprochen werden?
Bretscher: Hauptnutzen der Pistenverlängerung ist mehr Sicherheit, mehr Pünktlichkeit und mehr Nachtruhe. Die unbestrittene Reduktion des Treibstoffverbrauchs und des CO2-Ausstosses durch wegfallende Umwege und Wartezeiten am Boden und Warteschlaufen beim Anflug ist eine positive Nebenwirkung.
«Behauptung der Gegner ist irreführend»
Nau.ch: Laut Gegnern des Ausbaus würden bei Annahme 26 Hektare Kulturland wegfallen. Sind Massnahmen geplant, um das wegfallende Kulturland zu kompensieren?
Bretscher: Die Behauptung der Gegner ist irreführend. Für die beiden Pistenverlängerungen werden nicht 26, sondern nur gerade 3,5 Hektaren Fläche benötigt. Davon betrifft nur die Verlängerung der Piste 28 um 400 Meter Fruchtfolgeflächen, die zudem als «bedingt geeignet» eingestuft sind.
Der gesamte Rest des behaupteten Kulturlandverlusts hat nichts mit der Pistenverlängerung zu tun, sondern mit einer Renaturierung der Glatt, die der Kanton verlangt.
Wenn die Pistenverlängerungen realisiert werden können, muss der Flughafen gleichzeitig auch die Glattsanierung vornehmen. Wenn nicht, wird sie unabhängig davon vorgenommen. Zudem liegen Vorschläge des Bauernverbands vor, die eine Glattsanierung mit deutlich weniger Kulturland ermöglichen. Eine Kompensation der beanspruchten Fruchtfolgeflächen muss in jedem Fall erfolgen.
All das ist aber Teil eines künftigen Bauprojekts und hat mit der Abstimmungsfrage nichts zu tun. Am 3. März geht es um die Grundsatzfrage, ob die Pisten verlängert werden dürfen oder nicht.
Nau.ch: Auf Ihrer Webseite steht, dass die Annahme der Pistenverlängerung keinen Ausbau der Kapazität zur Folge hat. Sind von Ihnen künftig andere Anstösse geplant, um die Kapazität des Flughafens zu steigern?
Bretscher: Dass die Pistenverlängerung keinen Einfluss auf die Zahl der Flugbewegungen hat, steht nicht einfach auf unserer Webseite, sondern ist eine Tatsache. Auf längeren Pisten können nicht mehr Flugzeuge starten und landen als auf kürzeren.
Die Pistenverlängerung erhöht nicht die Kapazität, sondern sorgt dafür, dass die im Rahmen der gegebenen Kapazität geplanten Flüge bei allen Wetterlagen verlässlicher abgewickelt werden können als heute.
Die Kapazität wird vom Bundesrat im Sachplan festgeschrieben, aktuell mit maximal 70 Flügen pro Stunde. Sie bezieht sich auf das Hauptbetriebskonzept, das von den Pistenverlängerungen gar nicht betroffen ist.
Zur Person: Christian Bretscher (60) ist Vizepräsident und Geschäftsführer des Vereins «Pro Flughafen». Der Jurist und Kommunikationsberater war für FDP als Kantons- und Verfassungsrat tätig und wohnt in Zürich.