Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Setzt die trudelnde Flughafen-Aktie der Stadt Zürich zu?

 

Der Absturz der Flughafen-Aktie könnte die Stadt Zürich hart treffen. Seit 2017 schlagen sich die Schwankungen direkt im Haushalt nieder. Trotzdem wollte der Stadtrat die Anteile nicht verkaufen.

Die Aktie der Flughafen Zürich AG ist in Turbulenzen geraten. Am Montag vergangener Woche kritisierte das Unternehmen die Pläne des Bundesamts für Zivilluftfahrt für eine neue Gebührenordnung. Die vorgeschlagene Senkung der Passagiergebühren gehe viel zu weit, sagte die Pressesprecherin. Der Kurs sackte daraufhin ab und erholte sich nicht mehr richtig. Am vergangenen Freitagabend hatte die Aktie noch einen Wert von 165 Franken; innert einer Woche hatte sie rund 18 Prozent eingebüsst. Seit Anfang 2018 war es ein Viertel.

Wenn sie sich bis Jahresende nicht erholt, dürfte dies vor allem die Stadt Zürich zu spüren bekommen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet hat. Die Stadt ist mit 5 Prozent am Flughafen beteiligt und somit die zweitgrösste Aktionärin nach dem Kanton, der einen Drittel hält. Beide profitieren von Gewinnausschüttungen, aber es gibt einen grossen Unterschied: Der Kanton hält sein Paket im Verwaltungsvermögen, da die Förderung des Flughafens eine gesetzlich verankerte Staatsaufgabe ist. Dort wird es zum Anschaffungswert geführt und ist immun gegen Ausschläge.

Bei der Stadt gehören die Anteile zum Finanzvermögen, und die Schwankungen schlagen sich neuerdings direkt in der Rechnung nieder. Noch Ende 2013 hatte die Stadt eine Schwankungsreserve in dreistelliger Millionenhöhe auf der Seite. Auf Geheiss des Bezirksrats, der hierfür keine gesetzliche Grundlage sah, baute sie das Polster in drei Schritten ab. Was dies für die Zukunft bedeutet, war dem Stadtrat 2014 schon klar, als er die Auflösung formell beschloss: Es sei in Kauf zu nehmen, dass Kursschwankungen spätestens ab dem Rechnungsjahr 2017 das Ergebnis massgebend positiv beziehungsweise negativ beeinflussen könnten, hielt er fest.

Abgerechnet wird Ende Jahr

Im vergangenen Jahr, dem ersten ohne Reserven, legte die Aktie kräftig zu. Am Ende verbuchte sie einen Kursgewinn von 52,2 Millionen Franken. Jetzt geht es möglicherweise in die andere Richtung. Ob und in welchem Umfang, ist noch offen. Der Stichtag für die Bilanzierung ist jeweils der letzte Handelstag im Jahr. Der Stadtrat hat Ende September mitgeteilt, er rechne für 2018 bei der laufenden Rechnung mit einem Plus statt dem budgetierten Minus. Es werde aber nicht mehr die Rekordwerte von 2016 und 2017 erreichen.

Durch die jüngsten Turbulenzen bestätigt sehen darf sich die SVP. Sie hatte vor einem Jahr in einer höchst ungewöhnlichen Allianz mit den Grünen gefordert, die Flughafen-Aktien zu verkaufen. Während die Grünen vor allem ökologische Aspekte geltend machten, waren es bei der SVP wirtschaftliche Gründe wie das Risiko von Buchverlusten. Der Stadtrat wehrte sich jedoch gegen die Motion. Er betonte in seiner Stellungnahme die Bedeutung des Flughafens für die Wirtschaft, die Hochschulen und den Tourismus. Es handle sich durchaus um eine strategische Investition. Das Stadtparlament lehnte den Vorstoss im vergangenen Sommer deutlich ab.

Zufrieden mit der derzeitigen Situation ist der Stadtrat allerdings nicht. Er sei sich der Kursschwankungen sehr wohl bewusst, hielt er in seiner Stellungnahme fest. Deshalb plane er, das Aktienpaket vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen zu verschieben, dies mit der Einführung des neuen Rechnungsmodells HRM2. Die entsprechende Weisung folge noch vor Ende Jahr, heisst es beim Finanzdepartement.