Mit Pfeifkonzerten und Fackeln haben Hunderte von Fluglärmgegnern am Donnerstag früh die ersten Maschinen empfangen, die den Flughafen Zürich von Süden ansteuerten.
Die Anflüge der insgesamt 17 Flugzeuge verliefen laut Skyguide technisch problemlos.
Donnerstagmorgen um 06.08 Uhr donnert das erste Flugzeug im Landeanflug etwa 300 Meter über die Gemeinde Gockhausen südlich des Flughafens Zürich. Eine Menge von rund 500 Personen begrüsst die Maschine, ein Airbus der Swiss aus dem libyschen Tripolis kommend, mit einem Pfeifkonzert und brennenden Fackeln. Kaum drei Minuten später folgt das nächste Flugzeug, dann noch eins: Die Zeit der Südanflüge auf die Piste 34 hat begonnen.
Kurz nach 6 Uhr hatte der Präsident des Vereins “Flugschneise Süd – Nein” unter Applaus mitgeteilt, laut Skyguide reichten die Sichtverhältnisse mit 3,5 statt der erforderlichen 4,5 Kilometern Sicht nicht aus für Landungen aus Süden. Kaum hatte er das gesagt, näherte sich jedoch schon die erste Maschine.
Kurzfristig umdisponiert
Der Auftakt für das neue Anflugregime über den Pfannenstil und die Südgemeinden der so genannten Zürcher Goldküste sei problemlos verlaufen, sagte Patrick Herr, Sprecher der Flugüberwachung Skyguide. Erst 5.54 Uhr sei allerdings klar gewesen, dass Südanflüge überhaupt möglich gewesen seien.
Zuvor hatte Skyguide mitgeteilt, man habe wegen des schlechten Wetters bei den deutschen Behörden um eine Ausnahmebewilligung für den Nordanflug über süddeutsches Gebiet nachgesucht. Bis kurz vor 6 Uhr hatte die Sicht nur 3,5 statt der vorgeschriebenen 4,5 Kilometer betragen.
Laut Herr hatte ein Pilot seine Karten für den Südanflug nicht dabei. Er musste bis 7 Uhr in einem Warteraum verbringen, bis die deutsche Sperrzeit aufgehoben war und eine Landung von Norden möglich wurde.
Ferner habe ein Pilot bei der Landung von Süden gemeldet, er sei durch einen Laserstrahl gestört worden. Skyguide will den Vorfall noch abklären.
Stark wetterabhängig
Die Südanflüge wurden notwendig, weil Deutschland den Landeanflug auf den Flughafen Zürich-Kloten von Norden her über süddeutsches Gebiet eingeschränkt hat. Ursprünglich sollte die Reduktion per Staatsvertrag geregelt werden, der jedoch vom Schweizer Parlament abgelehnt wurde.
Deshalb setzte Deutschland eine einseitige Verordnung in Kraft mit Sperrzeiten für Überflüge. Als Folge davon dürfen an Werktagen erst ab 7.08 (bis 21 Uhr) Flugzeuge von Norden her landen, an Wochenenden und süddeutschen Feiertagen erst ab 9.08 Uhr (bis 20 Uhr). Der Flughafen musste aus diesem Grund auf den vermehrten Anflug auf die Piste 34 (Südanflug) und die Piste 28 (Ostanflug) ausweichen.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) bewilligte im Sommer das entsprechende provisorische Betriebskonzept mit Anflügen aus Süden ab 6 Uhr morgens. Wegen der Turbulenzen um das Bazl in diesem Herbst wurde das Konzept noch einmal überprüft, letzte Woche kam dann definitiv grünes Licht für die Südanflüge.
Bis Herbst 2004 dürften die Südanflüge vor allem im Winterhalbjahr oft durch das Wetter verhindert werden. Denn erst in einem Jahr wird auf der Piste 34 ein Instrumentenlandesystem installiert sein, das vom Wetter weitgehend unabhängige Landungen aus Richtung Süden möglich macht.
Bis dahin muss am Flughafen eine Sicht von mindestens 4,5 Kilometer herrschen und die Wolkendecke muss über 360 Meter über Boden sein, damit Landungen möglich sind.