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Zürich - Schweiz

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Keine Südstarts geradeaus

Überarbeitetes Bodenpersonal gefährdet Sicherheit

Blick 03.02.2019

Load Controller bestücken Flugzeuge mit Ladung – am Flughafen Zürich bis zu zehn Stunden ohne Pause. Ihr Arbeitgeber Dnata Switzerland falle immer wieder negativ auf, schreibt der «Beobachter».

Flughafen Zürich – Whistleblower schlagen Alarm

«Wir müssen mit unserer Unterschrift garantieren, dass alles in Ordnung ist. Aber bei einer Schicht von zehn Stunden ohne Pause kann ich das nicht mit gutem Gewissen. Es sind auch schon Fehler passiert.» Das schreibt ein Informant auf www.sichermelden.ch, der Whistleblower-Plattform des Beobachters. Personalblätter bestätigen die langen Arbeitszeiten.

Wenn es um die korrekte Anzahl Gummibärchen pro Tüte ginge, wäre das nicht weiter schlimm. Es geht aber um die Sicherheit von Flugzeugen. Der Informant ist Load Controller am Flughafen Zürich. Er und seine Kollegen sind dafür zuständig, dass Flugzeuge weder überladen noch schief beladen sind. Sonst droht im schlimmsten Fall ein Absturz.

Tieflöhne und schlechte Sozialleistungen

Arbeitgeber ist die zur Emirates-Gruppe gehörende Dnata Switzerland. Sie ist am Zürcher Flughafen für die Bodenabfertigung zuständig – neben Swissport und AAS. Dnata hat keinen guten Ruf. «Sie fällt immer wieder negativ auf: Tieflöhne, schlechte Sozialleistungen und zu lange Arbeitszeiten», sagt Stefan Brülisauer von der Gewerkschaft VPOD. «Für mich ist es eine Frage der Zeit, bis etwas passiert.»

«Geordnete Pausen liegen im Interesse von Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Es entspricht deshalb unserer Firmenpolitik, die arbeitsrechtlichen Bestimmungen einzuhalten», nimmt Dnata Stellung. Und was sagt das zuständige Arbeitsinspektorat? «Die Pausenregelungen des Arbeitsgesetzes gelten grundsätzlich auch für Arbeitnehmende, die an einem Flughafen tätig sind. Wir haben uns deshalb bei der Firma bereits gemeldet», sagt Arbeitsinspektor Thomas Zollinger.

Unklare Verantwortlichkeit

«Selbstverständlich kann die Sicherheit gefährdet sein, wenn die Load Controller übermüdet und unkonzentriert sind». sagt auch der Luftfahrtexperte Hansjörg Egger. «Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) müsste das dringend kontrollieren.»

Dort sieht man das anders: Fehlende Pausen oder Überstunden von Lademeistern seien in erster Linie ein Thema arbeitsrechtlicher Natur, und das Bazl sei nicht (primär) dafür zuständig. Die Abfertiger würden zwar regelmässig inspiziert, es werde auch darauf geachtet, dass keine Doppelschichten gearbeitet werden. Eine Kontrolle der geleisteten Arbeitszeiten gebe es aber nicht. «Grundsätzlich sind die Airlines und die Piloten dafür verantwortlich, dass die Flugzeuge ordnungsgemäss und sicher geladen werden.»