Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Wie ein Schweizer Passagier die Hoffnungen der Airlines dämpft

TA 29.11.2020Ansteckung trotz negativem Test

Ein Schweizer steckte auf einem Flug von Dubai nach Auckland sieben weitere Passagiere an – trotz Maskenpflicht und negativem Coronatest.

Im Flugzeug gilt Maskenpflicht. Trotzdem kam es auf einem Flug mit auf Corona getesteten Passagieren zu sieben Ansteckungen.

Emirates-Flug EK448 verliess Dubai am 28. September pünktlich in Richtung Auckland in Neuseeland. 86 Passagiere waren an Bord. Nach dem 18-stündigen Flug wurden sieben von ihnen positiv auf das Coronavirus getestet. Angesteckt hat sie ein Passagier aus der Schweiz – und das, obwohl er einen negativen Test vorgewiesen hatte und an Bord Maskenpflicht herrschte.

Für die Airlinebranche bedeutet die Studie einen Rückschlag. Ihre Erholung funktioniert nur, wenn die Passagiere sorglos in ein Flugzeug steigen. Und eigentlich, das predigen zumindest Airlines, Flugzeugbauer und der Airline-Dachverband Iata , sind Flugreisen auch sicher. Die Luft an Bord soll laut sogenannter Hepa-Filter reiner sein als in Operationssälen. Vor und nach den Flügen desinfizieren spezialisierte Crews die Kabinen, damit Viren und Bakterien keine Chance haben.

Virus-Übertragung innerhalb zwei Reihen Abstand

Und: Tests sollen zusätzlich helfen, die Flüge sicher zu halten und Quarantänen zu vermeiden. Nur wer Corona-negativ ist, kommt überhaupt an Bord. Die Studie aus Neuseeland verpasst all dem Optimismus einen Dämpfer. Das Schlimme an der Situation: Niemand hat so richtig etwas falsch gemacht. Und nur dank Quarantäne hat sich das Virus nicht weiterverbreitet.

Das aus der Schweiz kommende Paar, in der Studie Fall A und Fall B genannt, hatte am 24. September einen Corona-Test gemacht. Das Ergebnis: Negativ. Am 27. September flogen sie dann von Zürich nach Dubai, um dort in den Flug nach Auckland umzusteigen. Nach der Landung begaben sich die Passagiere in die gesetzlich vorgeschriebene Quarantäne. Und dann entwickelte einer der Reisenden plötzlich Symptome wie Muskelschmerz und generelle Schwäche. Sie belasteten kurz darauf auch den Partner.

Nach und nach wurden weitere Ansteckungen festgestellt, insgesamt sieben. Hinweise auf die Infektionswege fanden die Studienautoren durch genetische Fingerabdrücke der gefundenen Viren. Was die Untersuchung auch zeigte: Alle infizierten Fluggäste sassen nah beisammen: maximal zwei Reihen vor oder hinter dem Schweizer Paar.

Mundschutz kommt zum Essen weg

Der Luftfahrtverband Iata spielte die Bedeutung der Studie an seiner Generalversammlung vergangene Woche herunter. Dass es zu Ansteckungen kommen kann, sei nie geleugnet worden. Wegen des besseren Luftaustausches in Flugzeugen sei der Aufenthalt in der Kabine aber trotz geringerem Abstand zum Sitznachbarn doppelt so sicher wie im Schulzimmer und zwölfmal sicherer als im Büro, auch wenn dort der Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten werde.

Das Problem: All das gilt nur, solange sich die Beteiligten auch an die Hygieneregeln halten und ständig einen Mund-Nasen-Schutz tragen. An Bord eines Fluges von 18 Stunden ist das kaum realistisch. Laut der Studie gaben beide Passagiere aus der Schweiz an, nicht nur während des Essens, sondern auch zum Schlafen die Masken abgenommen zu haben. Da eine der Personen offenbar hochansteckend war, brachte nicht einmal die OP-reine Luft etwas.

Swiss hofft auf Schnelltests

Die Tatsache, dass der «Patient Zero» zunächst einen negativen Test vorweisen konnte, zeigt die Schwächen der Tests. Die Inkubationszeit ist immer noch nicht klar bestimmt, und bis sich Symptome entwickeln, kann es noch viel länger dauern. In Neuseeland war es nur die Quarantäne, die verhinderte, dass die Reisenden das Virus ins Land trugen.

So oder so kann es aber helfen, so kurz wie möglich vor Abflug zu testen. Darauf hofft man auch bei Swiss. Die Airline befinde sich in der Ausarbeitungsphase von Pilotflügen, um Corona-Schnelltests ab der Schweiz zu erproben, erklärt eine Sprecherin. Diese Tests kann man vor Abflug durchführen, ein Ergebnis gibt es in wenigen Minuten. Das Problem der Inkubationszeit bleibt aber auch so bestehen. Wenn jemand erst während eines Fluges positiv wird, bleibt er ein Risiko. «In bestimmten Fällen kann auch die Kombination aus einem Schnelltest vor Abflug und einem weiteren Test nach Ankunft ein zielführender Weg sein, um bei Risikogebieten ein besonders hohes Schutzniveau zu gewährleisten», heisst es dazu bei Swiss.