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Zürich - Schweiz

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Zoff bei der Maurmer Post

Der Gemeinderat Maur beschuldigt zu unrecht den freigestellten stv. Chefredaktor der Maurmer Post, er hätte mit dem Artikel zur Sponstürli-Tragödie (Interview) wegen einer fehlenden Gegendarstellung, gegen die journalistischen Richtlinien verstossen.

Dabei verschweigt er wesentliche Tatsachen, wie sie der «Zürcher Oberländer» am 21.03.2024 ans Licht brachte.

Die Vorgeschichte ist hier sehr wichtig, um ein abschliessendes Urteil wegen eines allfälligen Verstosses gegen die journalistischen Richtlinien bilden zu können.

Der vom Gemeinderat Maur freigestellte stv. Chefredaktor war bemüht um eine Gegendarstellung vor der Veröffentlichung des Artikels, konnte aber das Bauamt schon am Freitagnachmittag nicht mehr erreichen.

Der Chefredaktor war wegen Mobbing krankgeschrieben.

Die Kommission, welche die inhaltliche Verantwortung trägt, gab schliesslich den Artikel zum Druck frei.

Jetzt will sie sich aus der Verantwortung schleichen, indem sie sich nachträglich vom Artikel distanziert.

In der Leistungsvereinbarung zwischen der Gemeinde Maur und der Kommission MP, vertreten durch Herbert Schmidt, Präsident, vom 4. Dezember 2023 steht unter $ 3.5 Interventionen im redaktionellen Tagesgeschäft: Ein Eingriff der Kommission in das redaktionelle Tagesgeschäft ist nur in Ausnahmefällen möglich, in denen von einer groben Verletzung der LVB bzw. des Journalistenkodex (vgl. Ziff. 8) ausgegangen werden muss.

Keine dieser beiden Voraussetzungen war für einen eventuellen Eingriff der Kommission erfüllt. Deshalb hat sie den Artikel schliesslich auch freigegeben. Ihre nachträgliche Stellungnahme zum Inhalt, resp. Distanzierung von dessen ist gemäss LVB unzulässig und ein Verstoss gegen die redaktionelle Freiheit.

Der FDP-Gemeindepräsident rettet sich und seinen Kumpel, den Präsidenten der Kommission, der auch für die NZZ arbeitet (siehe weiter unten), mit einer ungerechtfertigten Entlassung.

Der Fall zeigt, die Leistungsvereinbarung ist dringend zu revidieren, weil sie der Kommission zuviel Kompetenzen einräumt und damit die redaktionelle Freiheit, bezw. Unabhängigkeit gefährdet.

Vom Vorwurf des Gemeinderats, der Redaktor habe mit dem Artikel wegen einer fehlenden Gegendarstellung gegen die journalistischen Richtlinien verstossen, kann keine Rede sein. Besser wäre es, einmal über die Bücher zu gehen, warum das Bauamt schon am Freitagnachmittag nicht mehr erreichbar ist.

Die vom Gemeinderat geforderte Gegendarstellung erfolgte schliesslich nach seiner Vorgabe und wortwörtlich in der Ausgabe der Maurmer Post vom 15. März, einfach etwas später.

Der Klein-Report bringt das mehr als fragwürdige Verhalten der Kommission Maurmer Post mit Harry Bruppacher, Sascha Heiniger, Marlies Schneider, Herbie Schmidt und Karin Scacchi exakt auf den Punkt.

Ein Leserbrief im «Zürcher Oberländer» vom 20. März sorgt für weiteres Aufsehen. Eigentlich hätten Verena Keller aus Ebmatingen und Roswitha Gassmann aus Binz ihre Zeilen gerne «in unserer Gemeindezeitung» publiziert.

Das sei aber nicht gegangen, seit dort die «Maurmer Post»-Kommission «die redaktionelle Hoheit und die Alleinherrschaft übernommen hat», wie sie schreiben. «In unserem schönen Dorf regiert ein Klima der Zensur und des Meinungsdiktats.» Kritische Leserbriefe würden abgewiesen und Artikel so geändert, dass sie der Haltung der Kommission entsprächen und nicht der Redaktion.

Unter anderem heisst es im Leserbrief «Missstände um die ‚Maurmer Post‘» weiter, dass an der Gemeindeversammlung vom 12. Juni 2023 das Stimmvolk die Privatisierung der Dorfzeitung deutlich abgelehnt und für die redaktionelle Unabhängigkeit votiert habe.

Inside Paradeplatz titelt gar mit “FDP-Präsident von Maur kickt Chefredaktor der Lokalzeitung” und legt danach noch nach mit “Präsident der Kommission ist Herbert „Herbie“ Schmidt, ein freischaffender „Auto-Tester“ der NZZ. Schmidt und der Gemeinderat unter Präsident Yves Keller von der FDP schlugen jetzt um sich.” Ende Zitat.

Für Keller/Schmidt gilt offensichtlich das Prinzip, gemeinsam sind wir stark. So wird versucht, das eigene Versagen unter den Deckel zu wischen. Dass sich der entlassene stv. Chefredaktor jetzt als Bauernopfer sieht, ist mehr als gerechtfertigt.

Der Gemeinderat müsste wegen der Verletzung der Aufsichts- resp. Sorgfaltspflicht, die ganze Kommission der Maurmer Post, oder zumindest deren Präsident entlassen. Dies tut er aber mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht, weil sonst wäre ja das Bauernopfer umsonst gewesen.